Augustinermuseum Freiburg i. Br., [ohne Signatur]
Die Kunst: Monatshefte für freie und angewandte Kunst
München, 44. Band.1921
Seite: 56
(PDF, 56 MB)
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ner" die anderen anzündet
, gesondert zu stellen,
gelöst hat, wie gerade
diese Anweisung dem in
die Höhe strebenden Aufbau
des Ganzen seine besondere
Note gab.

Wilm gehört zu denjenigen
Schaffenden, die
immer strebend sich bemühen
. Bei jeder neuen
Arbeit geht er in sich,
überlegt, wie weit seine

werkkünstlerischen
Ideen kritischer Prüfung
standhalten; denn Wilm
ist der ernsteste und
rücksichtsloseste Selbstkritiker
, den man sich
denken kann. Nur dann
findet er Befriedigung,
wenn die neue Arbeit
ihm ein neues künstlerisches
Erlebnis bedeutet
, und wenn er davon
überzeugt ist, daß das

neue Werk eine Aufwärtsbewegung der Kurve
bedeutet, die nach seiner ehrlichen Überzeugung
seine künstlerische Entwicklung
darstellt. Wilm
empfindet so etwas wie
eine Scheu vor dem Ornament
. Nicht als ob er
das Ornament nicht liebt
oder es verachtet; aber
die sparsame Anwendung
von ornamentalem
Beiwerk, zu der Wilm
immer mehr und mehr
kommt, ist nichts anderes
als die handwerkliche
und künstlerische
Ehrlichkeit, mit der dieser
Kunsthandwerker an
alleseine Arbeiten herangeht
. Ornamente will er
nicht als Beiwerk gelten
lassen, das ebenso gut
hinwegzudenkenist, sondern
er hält es nur für
richtig, wenn es zum
unlöslichen Bestandteil
der ganzen Form geworden
ist, wenn es zwangsmäßig
aus Werkstoff,
Zweck und Form zu
gleicher Zeit herausgewachsen
ist. Bei dem

JOSEF WILM, BERLIN-FRIEDENAU □ HÄNGER
Q IN GOLD MIT PERLEN UND EMAIL a

JOSEF WILM, BERLIN-FRIEDENAU D HÄNGER
(MEDAILLON) IN SILBER MIT AMETHYST B

Teeservice aus gehämmertem
Silber herrschte
für ihn das ganz richtige
Empfinden vor, daß
einmal die Form selbst,
wie wir sie hier aus einem
Wechsel von geraden
und geschwungenen Flächen
aufgebaut sehen,
Zier genug ist, und daß
dies ferner noch von
dem Werkstoff zutrifft,
der wohl glatte Außenwände
aufweist, dem
aber die Bearbeitung mit
dem Hammer ein ungemein
reizvolles Farben-
und Lichterspiel verlieh,
das eben einen wichtigen
ornamentalen Bestandteil
der Gegenstände
bildet. Und ganz zurückhaltend
und eigentlich
nur um die Schönheit
der Außenhaut zu betonen
, ist an einzelnen
Stellen durch leichtes Ornament, Rosetten oder
Punkte, die künstlerische Sprache beredter geworden
.

Auch ein neues Frühstücks
-Service folgt denselben
; kunsthandwerklichen
Gesetzen und empfängt
seine Schönheit
im wesentlichen aus der
strengen Behandlung der
Form.

Nicht minder trifft
das von der Tischklingel
mit den elfenbeinernen
Füßen und dem aus dem-
selbenMaterialbestehen-
den Druckknopf zu. Die
Form dieses Gegenstandes
ist bewußt derb gestaltet
und Milderung
bedeutet hier die Umrahmung
um den Druckknopf
.

Zu den schönsten Arbeiten
Wilms gehört
auch die Kaffeekannemit
elfenbeinernem Knopf,
Füßen und gleicher Unterbrechung
desHenkels.
Das Lichterspiel, das
das gehämmerte Metall
hier darbietet, geht auch

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