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ARCH. BRUNO PAUL-BERLIN
HAUS LEFFMANN IN KÖLN: VORDERFRONT
während dort die Fläche entweder latent blieb
oder durch rhythmische Gliederung aufgeteilt
wurde, ist hier der Baukörper von innen heraus
durchdacht, aus der Einheit entwickelt und geschlossen
wiederum auf den innern Kern seines
Wesens zurückgeführt. In organischer Gesetzmäßigkeit
scheint sich der künstlerische Schaffensprozeß
jetzt zu vollziehen. Kern und Schale
stehen in fein durchdachter wechselseitiger Beziehung
, deren Verfolg bis in alle Einzelheiten
einen ebenso seltenen wie erlesenen Genuß bedeutet
.
Der Mitteltrakt ist durch feingegliederte Pfeiler
für die Auffahrt zusammengefaßt. So ergab
sich seitlich die Möglichkeit einer neuen
geschlossenen Fenstergliederung, deren Lichtzufuhr
im Inneren einen dämmerigen Kontrast
gegenüber den lichtdurchfluteten Räumen der
Gartenseite ermöglicht. In dieser Kernidee ist
das Geheimnis dieser künstlerischen Schöpfung
und gleichzeitig ein Problem erschlossen, dessen
weittragende Bedeutung für die Zukunft hier
zunächst auch zum Verständnis dieses Bauwerkes
erörtert werden muß.
Programmatisch mag dieses Problem nach
seiner Grundidee das Helldunkelproblem genannt
werden. Im Widerspiel von Hell und Dunkel,
der Beseelung beider Elemente, ruht naturgemäß
das Wesen jeder schöpferischen Kunst. In
der Seele des nordischen Menschen schwebt
neben dem Lichte auch das Dunkel, das Reich
der Finsternis im Chaos düsterer Urgewalten.
Aus nordischer Natur heraus drängen Hell und
Dunkel zu einem inneren Vergleich, der vor
allem bei architektonischen Schöpfungen zum
Ausdruck kommen muß. Himmel und Erde
sind ihr eigentliches Lebenselement. Aus den
Steinen der Erde gefügt, dem Lichte des Himmels
und seinen atmosphärischen Wirkungen
preisgegeben, vollzieht sich im Bauwerk der
Widerstreit der Kräfte zu innerer Beseelung in
Licht und Farbenspiel. Literarisch ist dieses
Helldunkelproblem vom Rembrandtdeutschen in
bezug auf die Werke Rembrandts ausgesprochen,
wo es ohne weiteres einleuchtet: „Schwarz ist
die Farbe der Erde, und es sei vom malerischtechnischen
Gesichtspunkte aus bezeichnend,
daß zwischen dem dunklen und hellen Element,
zwischen der tiefschwarzen Finsternis und dem
goldigen Lichtrefiex, aus welchem sich fast jedes
Gemälde Rembrandts zusammensetzt, einem
blutroten Farbenton oft die Vermittlerrolle zu-
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