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ARCH. BRUNO PAUL-BERLIN
HAUS LEFFMANN IN KÖLN: GARAGE UND GARTENHALLE
fällt. Blut bindet." Organisches Wachstum erscheint
hier in Natur und Volkstum gebunden.
Instinktiv ist diese Bindung von der volkstümlichen
Kunst der Bauart des Volkes, besonders
am Niederrhein in den weißen Häusern
mit schwarzem Bodenfries aufgenommen, irgendwie
bleibt sie für jedes bodenständige Wachstum
bezeichnend. Was bisher fehlte, war die
Beseelung beider Elemente, ihre Synthese in
einer höheren bedeutsamen Art.
Das Stimmungselement eines Raumes ist hell
oder dunkel, nach Mode und Zeitgeschmack
wechselt sogar der Gesamtcharakter eines Bauwerkes
nach der positiven oder negativen Seite
hin, die Verbindung beider Elemente jedoch
derart, daß man vom Hellen ins Dunkel, vom
Dunkel ins Helle tritt und in diesem Widerspiel
das jeweilige Fluidum des Raumes stärker zum
Bewußtsein kommt, ist in ihrer ganzen Auswirkung
erst der Zukunft vorbehalten.
Bewußt oder unbewußt hat Bruno Paul diese
feinere Modulation von jeher in seinen Innenräumen
herausgearbeitet. Im Keime lag dieses
Problem seiner künstlerischen Entwicklung schon
in der glänzenden Folge seiner volkstümlichen
Zeichnungen in Schwarzweiß und starker Farbigkeit
eingeschlossen, wie die Druse im Gestein.
Die Arbeiten waren gleichsam schon Werkzeichnungen
zu seiner Raumkunst, und in letzter
innerer Reife zu seinen Bauwerken. Jene Worte
des Rembrandtdeutschen können ohne weiteres
auf seine Innenarchitektur Anwendung finden.
Schon beim Hause F. in Marienburg beruht
das Geheimnis der Raumwirkung auf dem Gegensatz
der dunklen Diele zum hellen Teezimmer,
dessen Vertäfelung elfenbeinweiß mit Gold, die
Möbel in Makassar-Ebenholz mit rotem Seidendamast
, die Vorhänge in leuchtend roter Seide
gehalten sind (vgl. Novemberheft 1911, die Farbentafel
). Bei einem Wohnhaus in Wiesbaden
wiederum ist ein Raum auf dem Schwarzweiß-
Kontrast und überwiegendem Rot der Wandgliederung
aufgebaut (vgl. Januarheft 1913, die
Farbentafel). Naturgemäß wäre es verfehlt,dieses
Problem schematisch zur Anwendung zu bringen.
Immer wieder muß der schöpferische Geist neu
und eigenartig sich entfalten, aber vielleicht liegt
in dieser Richtung dennoch ein Gesetz, dessen
Erlebnis in seinen natürlichen Gegebenheiten
die allgemeine Willkür auf architektonischem
Gebiete zähmen und bezwingen kann. Im letzten
Stadium seiner Entwicklung greift dieses künstlerische
Problem auf die Gesamtarchitektur über.
Im Hause Leffmann in Köln vermittelt der
rötliche holländische Klinker zwischen den dunklen
Elementen von Tür, Fenster, Dach und
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