http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/die_kunst_44_1921/0098
auf lichtem Porzellan, den kleinen Einzelheiten,
die eine Damenhand verstreut, überall in feinem
Widerspiel ein lichter Glanz. Wie ein Kristall
der Farben buntes Spiel umfaßt, so schwinden
hier die Flächen auch des Raumes im Fluidum
des Lichtes. Keine Einzelheit drängt sich vor,
jegliche erscheint in ihrer materiellen Existenz
negiert, expressionistisch dem Ganzen nur sich
. einzufügen. Freilich bedingt dies eine hohe
Kultur des Auftraggebers und der Künstler
war für Köln in der selten glücklichen Lage,
den Rahmen verwandter Wahl zu schaffen. Er
fand gute alte Kunst, China und Japan, Amiet,
Hodler und Picasso vor. Schon früher wiesen
wir auf junge Künstlergruppen hin, die für
die intimere Ausstattung des modernen Bürgerhauses
in Frage kommen, damals waren es der
„Blaue Reiter", die „Neue Secession", „Die
Brücke". Auch heute noch fristen viele junge
Maler und Bildhauer ein einsames Leben. Bruno
Paul hat auch hier bahnbrechend gewirkt, indem
er vielversprechende junge Talente entdeckte
und heranzog.
Ein einzigartiges Erlebnis ist der Raum in
Weiß und lichtem Gelb, für ein Meisterwerk
wie den Pierrot des Picasso. Rosarot steht
dieser Märtyrer der Liebe in dunklem Grunde
mit jener unvergleichlichen Gebärde, die eine
Welt beiseite schiebt. Im Leben des Alltags
ist dieser Raum als Eßzimmer gedacht. Jetzt
steht auf rundem Tische eine Silberschale mit
blauen Iris, die vom dunklen Grunde wie ein
Opfer leuchten. Doch bedarf es keiner sonderlichen
Phantasie, um zur Gesellschaft schöner
Frauen des Pierrots Mienenspiel zu deuten.
Das Parkett dieses Raumes ist glatt und
dunkel. Die Ecken schließen sich zu heller
Rundung der Tafelrunde an. Ein feingeschweiftes
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