Augustinermuseum Freiburg i. Br., [ohne Signatur]
Die Kunst: Monatshefte für freie und angewandte Kunst
München, 44. Band.1921
Seite: 84
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ARCH. BRUNO PAUL-BERLIN

hundert zurückreichenden Anfängen, wohl aber
seit dem Beginne des 16. mit erlesenen, charaktervollen
Beispielen, Einzelstücken und zusammenhängenden
Serien. Auf burgundischem Boden
erblüht, erscheint Flandern mit zwei Brüsseler
Darstellungen der Taufe nach Rogier van
der Weyden, Frankreich mit der vielleicht in
Tours gewirkten Serie der sieben Triumphzüge
des Petrarca als den ältesten Vertretern dieser
Hauptbezirke des Gobelins. Seither treten in
kaum unterbrochener Abfolge unter Führung
der namhaftesten Entwerfer — Raffael und
Primaticcio, Barend van Oerley und Pieter Coeck
van Aelst, Rubens und Jordaens, Jan van den
Hoecke und Gian-Francesco Romanelli, Charles
Lebrun und Toussaint Dubreuil, Ludwig van
Schoor und David Teniers d. J., Hyacinthe de la
Peigne, Charles Antoine Coypel und Frangois
Desportes, — ausgeführt von den besten Wirkern
— Wilhelm Pannemaker, Frangois Geubel,
Everard, Nicolaus und Daniel Leyniers, Heinrich
Reydams, Gillis van Habbeke, Charles Mitte,
Gerard van der Strecken, Jan van Leefdael,
M. Wauters, Jerome le Clerc, Albert Auwerx,
Jakob, Jan, Pieter und Frans van den Borght,
— die Werkstätten von Brüssel und Paris, von

HAUS LEFFMANN IN KÖLN: BIBLIOTHEKZIMMER

Tours, Fontainebleau, Enghien, Gramont und
Audenaarde bis tief ins 18. Jahrhundert auf.

Es ist aristokratische Kunst, lebendiger Bestandteil
jener prachtliebenden, katholischen und
romanischen Hofhaltungen Frankreichs und
Flanderns. Auch im Entwerfer herrscht das
romanische Element. Aber im Wirker tritt das
Niederdeutsche hervor. Romanische Kunst und
germanisches Handwerk verbinden sich. Und
das geschieht in einem nahumgrenzten, innerhalb
Europas inselartig isolierten Bezirk von
Werkstätten, in jener von alters her fruchtbaren
Reibungszone zweier Rassen, wohin die Bildgedanken
auch aus dem entlegenen Italien importiert
werden müssen, um zu schöner Wirklichkeit
zu werden.

Dem fürstlichen Auftraggeber, dem romanischen
oder romanisierenden Künstler entspricht
die erhobene Haltung der Stoffe, der biblischen,
allegorischen und heroisch gesteigerten Geschichtsszenen
, die sich durch die beiden Jahrhunderte
der Blüte trotz aller Anfechtungen
behauptet, die selbst die Pflanzenfüllungen der
Verdüren ergreift und die erst im Zeitalter des
Niederganges, im Verlaufe des 18. Jahrhunderts,
der Landschaft und dem Genre weicht. Daher

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