http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/die_kunst_44_1921/0111
van Aelst und Barend van Oerley, die von hier
aus als wahre Großmeister erscheinen. Merkwürdig
, wie alles Künstlerwerk unter der Hand
des Wirkers sein Gesicht durchgreifend verändert
, sich entmaterialisiert und erst dadurch zu
seinem neuen Rechte kommt.
Wie also zuletzt die Entscheidungen beim
Handwerk stehen. Freilich, seinen germanischen
Einschlag und damit das Reelle, das Intime
und seelisch Bewegte, kann es auf diesem Felde
nicht durchsetzen. Es muß sich im Dienste halten
. Aber eben wie es diesen Dienst zur Beherrschung
der gestellten Aufgabe umwendet,
das ist der wundervolle Prozeß. Denn zuletzt
stehen doch bei ihm die Entscheidungen. Bei
diesem Handwerk, das auf seiner Höhe aus
bunter, zartgestimmter Seide und aus durchflimmerndem
Gold die duftigen Erscheinungen
zusammenfügt, die in der Nähe durch ihre
vollkommene Arbeit zur Andacht fesseln und
in der Ferne mit Schwung und Harmonien die
Begeisterung entfachen.
Und nun wird das alles dargeboten im Belve-
dere zu Wien. Man verläßt den Palast und
steht, noch benommen von den nachrauschenden
Eindrücken auf der Terrasse, den Blick
über den Garten hinweg auf die in der Sonne
funkelnden Türme und Kuppeln der historischen
Stadt, auf den verschwimmenden Hügelkranz
am Horizonte. Zwei Gedanken werden gegenwärtig
. Der eine an die alte Kultursendung
von Wien, die sich eben in so großartiger,
festlicher Weise kundgetan und die nun durch
das Dunkel der Lebensstunde verheißend wieder
aufleuchtet. Der andere an unser Handwerk
von heute und morgen. Was es kann und bedeutet
, hat es oftmals schon dargetan. Heute
verläuft es im kleinen und kleinsten. Vielleicht
bringen ihm in diesem kritischen Augenblick,
in dem es mehr als je die größere Besinnung,
das Innewerden seiner ruhenden Kraft, seines
edleren Ehrgeizes braucht, die Gobelins im Bel-
vedere die Einkehr und die Wendung auf
höhere Ziele. Max Eisler
ARCH. BRUNO PAUL-BERLIN
HAUS LEFFMANN IN KÖLN: SCHLAFZIMMER DER DAME
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