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Gefüges in allen
seinen Teilen
und der einzelnen
, angewandten
Formen. Jede
schwulstige
Überladenheit
fehlt, unorganischer
, aufgepfropfter
Zierat
gilt als verpönt
, nirgends
findet man falschen
Schein,
Schmuck und
Prunk. Wie das
große Ganze, so
zeigt jede Einzelheit
die völli-
ge,meisterhafte
Beherrschung
der Technik.
Und eben aus
jenem tiefen
Verständnis für
das Eisen und
seine Bearbeitung
erwächst
auch ganz von
selbst der Sinn
fürdieNotwen-
digkeit der Beschränkungauf
die Grenzen der
Technik, die
doch so viele
und reiche
Möglichkeiten
bietet. Besonders
gerne übt
Schramm die
einst so viel angewandte Abspalttechnik, die
darin besteht, daß mit dem Meißel ein Stück
vom Eisen abgespalten und dann zu irgendeiner
Zierform ausgearbeitet wird. Wir finden
diese Technik an den Spitzen auf den vier
Eckkanten, sowie am Helmzierat der Laterne
(Abb. S. 89), wo von den nach unten breiter
ausgeschmiedeten, größeren Voluten kleinere
durch Abspalten abgezweigt sind. Wir finden
solche Arbeiten wieder an den Füllstücken
innerhalb der Quadrate in der Gittertüre (Abb.
S. 90), wo auch die meisten Vertikaleisen oben
derartige Endigungen aufweisen. Ganz von
selbst ergibt sich auf diese Art ein vorzüglicher
Schutz gegen ein Überklettern des Gitters
. Auch das Grabmalgitter (Abb. S. 91)
zeigt solche Details. Besonders in ihrer Zweck-
LAMPE
ENTWURF:
AUSFÜHRU
mäßigkeit betont
erscheint
diese Technik
bei dem Oberlichtgitter
für
eine Kirche
(Abb. S. 93 unten
), das eine
selten schöne,
einfache Lösung
darstellt.
Durch Torsieren
, d.h.Drehen
von Flacheisen
und Abspalten
von Zier-
und Schutzdornen
ist hier
das Muster eines
Schmuck-
und Zweckgitters
geschaffen.
Sehr hübsch ist,
wie Schramm
einfache Notwendigkeiten
,
wie das Verbinden
des oberen
und unteren
Rahmenteiles
nicht durch
Verschweißen
oder andere
Hilfsmittel zu
verdecken
sucht. Nein, er
entwickelt auch
solche Nebensächlichkeiten
zu kleinen
Schmuckstük-
ken, indem er das eine Ende ausschmiedet und
es durch zwei verschieden große Nieten mit
dem anderen Teil verbindet.
Leichter und sehr elegant in der Linienführung
ist das andere Oberlichtgitter (Abb.
S. 93). Durch einen kräftigen Bund mit dem
stark betonten Kreuz verbunden, entfaltet sich
hier eine Anzahl größerer Voluten zu einem
wirksamen Ornament, das durch die Anschweißung
von kleineren Schnecken bereichert
und gefüllt wird.
Das Abspaltverfahren wiederholt sich auch
noch in anderen Arbeiten wie in den beiden
Lampen (Abb. S. 88 und S. 97), bei denen wiederum
die tragenden Stäbe, einfache Vierkanteisen
, durch Drehen um ihre Längsachse zu
Schmuckteilen des Ganzen erhoben sind. Schramm
REG.-BAUMEISTER LIEBENTHAL
NG: JULIUS SCHRAMM - BERLIN
Dekorative Kunst. XXIV. 4/5. Jan./Febr. 1921
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