Augustinermuseum Freiburg i. Br., [ohne Signatur]
Die Kunst: Monatshefte für freie und angewandte Kunst
München, 44. Band.1921
Seite: 99
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LUISE POLLITZER-MÜNCHEN

HANDARBEITEN VON

Die bestimmenden Grundnoten heißen hier
etwa: Frau und Heim. Insofern als Luise
Pollitzers Arbeiten zuerst — und nicht nur gegenständlich
— ihren Endzweck in einem Bereich
sehen, der aus all dem Zarten, Traulichen, Einfachen
und Vielfältigen wächst, das ersteren Begriff
umgibt und der wieder wurzelt in einem
Boden, der weniger den launischen Flutungen
offen hingestellter Repräsentation, als vielmehr
dem Verschlossenen, Zurückgezogenen, kurz
dem Heimischen anzugehören scheint.

Nicht als ob den Arbeiten der Reichtum repräsentativer
Schmuckkunst fehlte. Wer etwa
die Westen (S. 102) und das Sofakissen (S. 104)
daraufhin sich ansieht, wird auch über dem
Reichtum technischer Komplikationen einen
Überfluß an Schmuckhaftem konstatieren, der
das Ganze in die Sphäre des Reichen und Noblen
steigert. Und gleichwohl — das scheint merkwürdig
und Eigenart — weiß der Sinn solcher
Arbeit einen behaglich häuslichen Habitus zu

*) S. auch das im Oktoberheft 191g S. 21 abgebildete Taufkleid
. Versehentlich wurde hier der Name der Künstlerin unrichtig
angegeben.

BEUTEL AUS SEIDE UND TASCHE AUS
ROSZHAARSTOFF MIT PERLSTICKEREI

LUISE POLLITZER*)

wahren, der weder nach unten in das Herkömmliche
(die große Gefahr der Handarbeit, die nur
intim sein will) fällt, noch andrerseits nach oben
in unwirkliche und darum unschön werdende
Gedanklichkeit sich versteigt.

Man betont unwillkürlich das rechte Maß in den
Dingen ihrer Kunst, da Luise Pollitzers Schaffen
zu den nicht gar so häufigen Fällen gezählt werden
kann, wo moderne Handarbeit wirkt, ohne
Ansprüche zu erheben. Nicht zum wenigsten
dank einer ungewöhnlich wahrhaften technischen
Schulung — aber die allein macht es nicht aus.
Technische Solidität ist in weiten Kreisen gerade
der Münchner Schule weiblicher Handarbeiten
auch nichts ungewöhnliches, jedenfalls nicht so
ungewöhnlich wie die Ausgeglichenheit zwischen
Handwerk und Erfindung, die immer wieder bei
all diesen vorliegenden Arbeiten der Künstlerin
als ein höchst erfreuliches Resultat bleibt.

Luise Pollitzer ist bekanntermaßen seit Jahrzehnten
Perlarbeiterin und beherrscht die mosai-
zierende Palette der Perle und ihre Techniken
in einem Grad, der hinter den Leistungen der
Biedermeierzeit kaum nachsteht. Fehlt schließ-

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