Augustinermuseum Freiburg i. Br., [ohne Signatur]
Die Kunst: Monatshefte für freie und angewandte Kunst
München, 44. Band.1921
Seite: 100
(PDF, 56 MB)
Startseite des Bandes
Zugehörige Bände
Varia

  (z. B.: IV, 145, xii)



Lizenz: Public Domain Mark 1.0
Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/die_kunst_44_1921/0124
lieh der bedingungslos
einfache Sinn,
der alten Arbeiten
dieser
Art den ganz
rätselhaften
Zauber gibt—
so ist zu fragen
, wo der
heute überhaupt
zu finden
wäre. In
der Ära des
Batik mit seinen
exotisch
gebrochenen,
auch heute
nochüberwiegend
impressionistisch
eingestellten
Farbqualitäten
ist wohl
dieForderung
nach einer so

nachdrücklich
auf die
raffinierteUn-
kompliziert-
heit der Farbenzusam
menhänge
ge-
stellten Wirkung
, wie sie

der deutschen Kunst von 1920 eignet, ein zu
weit getriebenes Verlangen.

Was wohltut, ist das ausschließlich Kunstgewerbliche
, und eben darum dem Rahmen
echter Kunst angehörende, weil — so selbstverständlich
das klingt, ebenso selten wird es
eingehalten — angewandte Kunst ohne gerade
Zweckgesinnung immer Geschmacklosigkeit wird.
Es scheint ja wohl auch diese rechte Distanz
der künstlerischen Invention zu dem Zweckhaften
schließlich das Schwierigste, besonders
für den, den die vielerlei Möglichkeit technischer
Fertigkeiten lockt. Und darum muß eben dieses
Gleichmaß künstlerischen Sinnes auch gegenüber
dem Einwand der Beschränkung auf das
zu sehr bürgerlich Herkömmliche hervorgehoben
werden, denn in technisch so geschulten
Händen gedeiht Kunstgewerbliches leichter zu

LUISE POLLITZER

Überschwang
oder Blutleere
als zu einer
Vollendung
, welche
die Grenzen
ihrerMöglich-
keiten kennt.

Denn wie
eskeineKunst
ist, sich geschmackvoll
einzurichten,
wenn man den
Künstler bezahlen
kann
und darum
für den persönlichen
Geschmack
des

Besitzers
nichtsbeweist
(oder vielleicht
etwas

gegenteiliges
), so ist
auch für den

Künstler
selbst mit dem
„Können" allein
die Arbeit
nicht getan.
Das klingt
zwar allerall-
täglichst, ist

aber — jedenfalls in der angewandten Kunst —
eine Tatsache, die öfter durch ihr Nichtvorhandensein
auffällt als durch das Gegenteil.

Das heißt also, Luise Pollitzers Arbeiten
haben Stil. Haben Stil, wenn anders das erlebte
, voll ausgefüllte Gleichgewicht zwischen
Intention und Mache als Stil bezeichnet werden
darf.

Wer lange ausschließlich mit alten Handarbeiten
sich abgegeben hat, der wird als das
Gemeinsame der Summe vieler Generationen
über den tausenderlei artistischen Raffinements
immer wieder die Geradsinnigkeit, die wahrhaftige
Begabung für den Inbegriff dessen, was
Kunst heißt, bewundern. Das nicht Bestellte,
nicht Anempfundene, sondern Unbedingte. Darauf
darf man auch im vorliegenden Fall hinweisen
. Hans Karlinger

SEIDENER SCHAL. BATIK

100


Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/die_kunst_44_1921/0124