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SONDERAUSSTELLUNG RICHARD TESCHNER IM ÖSTERREICHISCHEN MUSEUM FÜR KUNST UND
INDUSTRIE, WIEN: HAUPTRAUM
Tenggervulkanes zu, in Gebeten versunken. Da
übermannt ihn der Schlaf. Im Traume erscheint
ihm Brömö. Er will ihm viele Kinder schenken
, wenn Kosumö nur gelobt, sie alle dem
Feuergeiste zu opfern, sobald sie einmal erwachsen
sind. Und Kosumö gelobt. Der zweite
Akt zeigt die Hütte Kosumös, einige Jahre nach
dem Beginne der Handlung. Die erwachsenen
Kinder Kosumös haben sich versammelt, um
ein Familienfest zu begehen. Sie begrüßen die
Eltern. Plötzlich fällt ein Düster in die Stube,
ein Gewitter bricht los. Brömö erscheint und
erinnert Kosumö an sein Gelübde. Nach einem
schweren Gewissenskampf beschließt Kosumö,
seiner Familie den furchtbaren Vertrag mit
Brömö zu enthüllen. Alle sind zu Tode getroffen
. Die Mutter vergeht vor Qual. Da bietet
sich der Jüngste der Söhne zum freiwilligen
Opfer für seine Brüder und Schwestern an.
Das Düster verschwindet. Der Knabe nimmt
Abschied. Der dritte Akt führt wieder auf den
Gipfel des Tenggergebirges, diesmal aber innerhalb
des Kraterrandes. Kosumö und sein Sohn
nehmen rührenden Abschied voneinander. Der
Knabe stürzt in den Krater.
Ein lautloses Spiel. Nur das Gleiten von
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großen Szenerien und Beleuchtungen, nur
stumme, starre Gebärden. Aber eben deshalb
so ergreifend. Die Botschaft aus einer Welt,
in der die Menschen vor Rührung nicht weinen
, vor Schmerz nicht schreien, in der sich
auch bei tragischem Geschehen die Glieder nicht
lösen, nicht schlapp und schlotternd werden,
sondern beherrscht bleiben, den Sturm der Gefühle
in Ruhe hüllen und dadurch das rechte
heroische Pathos gewinnen.
Dann, nach der beklemmenden Tragödie, kam
das befreiende Lustspiel. Nach der feierlichen
Strenge der Sprung ins Groteske. Nach der
javanischen Legende das deutsche Märchen.
„Prinzessin und Wassermann" hieß es. Eine
sehr anmutige Prinzessin hat zwei ungleiche
Freier: den edlen, empfindsamen Jüngling und
den dickwanstigen, lüsternen Wassermann. Es
ist keine Frage, wem von beiden ihr Herz gehört
. Aber der Wassermann hat in einem langen
, dürren Magier einen mächtigen Helfer.
Mit ihm schließt er nun den Pakt: der Zauberer
bekommt aus dem Schatze des Brunnengeistes
einen wunderwirkenden, heimlichleuchtenden
Stein und entführt dafür den gefährlichen
Rivalen. Aber der weiß sich des Steines
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