Augustinermuseum Freiburg i. Br., [ohne Signatur]
Die Kunst: Monatshefte für freie und angewandte Kunst
München, 44. Band.1921
Seite: 144
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KUNSTGLASBLÄSEREI AUS LAUSCHA (SACHSEN-MEININGEN)

HIRSCH

LAUSCHAER GLASARBEITEN

Es gibt sehr verschiedene Arten von Glas.
Das leichtschmelzende, im glühenden Zustand
geschmeidig-zähe Glas Venedigs ist der
rechte Stoff zu einer vielfältig-lebendigen Durchbildung
. Der Bläser formt dort die Gefäße freihändig
aus dem rohen Glastropfen an seiner
Pfeife. Das deutsche Glas ist härter und klarer,
hat aber nicht die besondere Bildsamkeit des
Venetianer Glases. In hölzerne Hohlformen
geblasen bekommt es seine künstlerische Durchbildung
erst durch Schleifen, Gravieren, Ätzen
oder Schneiden. Wohl haben Venezianer Glasarbeiter
die freie Technik Muranos nach Deutschland
verpflanzt, aber nur mehr oder minder geglückte
Nachahmungen des italienischen Glases
waren die Folge; und es blieb kein dauernder
Einfluß. Die Technik des harten böhmischen
Glases blieb siegreich, und die deutschen und
böhmischen Hütten entwickelten darin einen
selbständigen Glasstil, dessen Blüte vor allem
in das 17. und 18. Jahrhundert fällt.

Darum ist es interessant, daß in einem abseits
liegenden, tief eingeschnittenen Tale Thüringens
, in dem kleinen Städtchen Lauscha, die
Glasindustrie einen eigenen Weg ging und eine
Sondertechnik entwickelte, die ebenso reizvolle
als eigenartige Arbeiten hervorgebracht hat. War
sie ursprünglich nur zur Herstellung von allerlei
Glasinstrumenten, Salben- und Medizinfläsch-
chen, Pfeifen und Perlen bestimmt, so bildete
sie um das Ende des 18. Jahrhunderts eine
Kunst der Tierdarstellung aus, die heute noch
lebendig ist. Wer damals der erste war, der
von dem vorhandenen technischen Können zur
Naturnachbildung Gebrauch machte, ist nicht
genau bekannt. So ist vielleicht anzunehmen,
daß in vielen Händen zugleich die glückliche
Verbindung einer höchstentwickelten Geschicklichkeit
mit liebevoller Beobachtung des Lebens
zustandekam. Eine durch Generationen
von frühester Jugend an gepflegte Übung war
hier freilich die Voraussetzung. Wesentlich ist
dabei, daß das Glasbläsergewerbe sich dort seit
drei Jahrhunderten — wie auch in Italien —
stets in den gleichen Familien erhalten hat. Und
so kehren wie in Venedig so auch in Lauscha

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