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KARL EBERT-MÜNCHEN BUCHEINBAND
Braun Oasis-Ziegenleder mit Blinddruck
ZU KARL EBERTS BUCHEINBÄNDEN
Einer erfreulichen Fülle guter Buchumschläge
und graphischer Buchausstattungen, die
auch das Typographische sinnvoll berücksichtigen
und künstlerisch befruchten, steht eine
beschämend geringfügige Anzahl von guten
Leistungen auf dem Gebiete der Handarbeit-
Buchbinderei gegenüber. Nur ein paar Meister
der Buchbindekunst, die ihrem Kunsthandwerk
Ehre machen, wissen wir heute zu nennen; die
Massenproduktion der Maschine, die natürlich
nicht zu missen ist, hat die schönen alten Techniken
verschüttet, den Meister von einst, in
dessen Schaffen sich Handwerk und Kunst vertraut
die Hände reichten, zum Produzenten und
Industriellen gestempelt.
Die Erinnerung geht um Jahrhunderte zurück
. Nachdem sich zu den Mönchen, die als
die ersten Bücher schrieben, illuminierten und
auch banden, schon um das Jahr 1500 Laien
als Buchbinder gesellt hatten, nahm in der Zeit
nach dem Dreißigjährigen Kriege die Kunst des
Bücherbindens besonders in Frankreich einen unerhörten
Aufschwung, und unter den „relieurs
de Roi" befinden sich echte Künstler ihres
Faches, deren Arbeiten heute mit unerhörten
Summen bezahlt werden, wenn sie der glückliche
Zufall einem Kenner und Sammler in die
Hände spielt; Namen wie der des Abbe du
Seuil, Le Gascons, aus späterer Zeit eines Philippe
Padeloup, eines Jacques Derome gehören
hierher. Stellen wir dem gegenüber, was, nach
dem liebenswürdigen Intermezzo des Biedermeiers
und seiner empfindsamen Almanache
und Büchelchen, die letzten fünfzig Jahre in
Deutschland an künstlerischen Buchbinderleistungen
brachten, so ist es erstaunlich wenig.
Einige tüchtige Leute wie Zähnsdorf und Purgold
wanderten ins Ausland; was sonst etwa
keimte, ging in der muffigen Atmosphäre einer
allzu eng begrenzten, der Auswirkungsmöglich-
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