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NEUE BÜCHER
Schumacher, Fr. ,.Grundlagen der Baukunst
." Preis M. 4.50, gebd. M. 6.—. München,
Georg D. W. Callwey.
Im Laufe der letzten Jahre sind zahlreiche Programme
zur Reform der künstlerischen und technischen
Ausbildung des Architekten veröffentlicht
worden. Fast immer beschränkten sie sich auf das
Studium an den Hochschulen, Akademien, Kunstoder
Baugewerbeschulen. Schumacher steckt sich
sein Ziel weiter. Er will dem angehenden Architekten
wie dem Freunde der Baukunst den ganzen Komplex
von Fragen, die der Beruf des Baukünstlers umfaßt
, erschließen. Dazu ist er, dank seiner früheren
jahrelangen Tätigkeit als hervorragender und von
seinen Schülern hochgeschätzter Lehrer an derTech-
nischen Hochschule zu Dresden wie als praktischer
Architekt wohl berufen. „Studien zum Beruf des
Architekten" nennt er seine Schrift und entwickelt
in ihr zunächst als Vorbedingungen zu dem so vielseitigen
, schönen und hohen Beruf die persönlichen
Eigenschaften, die er an Begabung, Charakter, Bildung
von seinen Jüngern fordert. Ausführlich verbreitet
er sich dann über das Hochschulstudium
selbst und weist Notwendigkeit und Weg zu seiner
Reform. Den jungen Baubeflissenen wie den Laien
weiht er in die technischen, wirtschaftlichen, künstlerischen
Probleme des Entwerfens ein, zeigt, wie
aus Raumgestaltung und -gruppierung, Massenverteilung
, Rhythmus und Flächenausbildung das Bauwerk
sich voll-
endet.wiesich in
Raum, Körper,
Fläche, Linie, in
Form und Farbe
Gefühlswerte
zum Ausdruck
bringen lassen.
Dann führt er in
die Praxis, die,
vom jungen Ar-
chitektenheißer-
sehnt, ihm doch
immer eine Fülle
von Enttäuschungen
bereitet
, weil seiner
beschwingten
Phantasie das
Leben und seine
Forderungen
nicht folgen.
Welche Stadien
der junge Baukünstler
durchlaufen
muß, um
zur Beherrschung
all dessen
zu kommen,
was die Praxis
von ihm verlangt
, bespricht
Schumacher eingehend
und zeigt
zum Schluß die
oft geheimnisvollen
Wege zu
dem Erfolge, der
das Werk vieler
geschätzter,
aber auch nicht
selten umneide-
KARL EBERT-MÜNCHEN BUCHEINBAND
Rot Maroquin mit schwarzer Lederaufiage und Handvergoldung
ter Baumeister krönt. Freude am Beruf des Architekten
, warme Liebe zu den angehenden Fachgenossen
, ein inniges Verhältnis zur Kunst spricht
aus dem interessanten Büchlein, das man allen Bauschülern
und -studierenden in die Hand wünscht, das
aber auch dem Nichtfachmann wertvollsten Aufschluß
über vieles ihm Unklare geben kann. a. w.
Ostendorf, Friedrich. Sechs Bücher vom
Bauen, Bd.III: Die äußere Erscheinung der mehr-
räumigen Bauten. Berlin,W.Ernst & Sohn. Geb. 52 M.
Die Grundsätze, die Ostendorf in seiner Lehrtätigkeit
und in seinen Büchern über die Baukunst
vertritt, sind in den interessierten Kreisen
genügend bekannt, um ihrer Anführung hier
enthoben zu sein. Ihre Wichtigkeit für das deutsche
Bauwesen der Zukunft wird aber erst jetzt
wohl so richtig erkannt werden. Unsere wirtschaftliche
Lage wird es mit sich bringen, daß
die erste Forderung Ostendorfs: „Entwerfen
heißt, die einfachste Erscheinungsform für ein Bauprogramm
fordern, wobei einfach, natürlich mit
Bezug auf den Organismus und nicht mit Bezug
auf das Kleid zu verstehen ist", zu einem
Postulat unserer Zeit werden muß, derart, daß
leider die Verwahrung und Einschränkung der
letzten Worte auch noch in Kraft treten wird.
Hier wird der vorliegende Band, der hauptsächlich
größere Baulichkeiten behandelt, ein richtiger
Leitfaden für den zukünftigen Architekten werden
; denn hier werden besonders die Staats- und
Gemeindebauten, Kasernen, Schulen, Bahnhöfe,
Bäder, Theater,
Verwaltungsund
Repräsentationsgebäude
in ihren Bedingungen
dargelegt
; ein reiches
Anschauungsmaterial
, das
zeigt, wie die
Vergangenheit
solcheAufgaben
löste, wie sie
eine letzte Vergangenheit
anpackte
und wie
der Verfasser
ihre Gestaltung
wünscht, erleichtert
dasStu-
dium der Theorie
ungemein,
wie ja Ostendorfs
Werk
ebensosehr kritisch
zerstörend
wie praktisch
aufbauend abgefaßt
ist. Die
Fertigstellung
dieses dritten
Bandes ist von
Sackur besorgt,
ohne daß uns
leider ein Versprechen
gegeben
würde, daß
auch die drei
noch ausstehenden
Bände noch
erscheinen werden
. W.B.
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