Freiburger historische Bestände - digital

Man sehe nur auf Seite 166 den vor einem blu-
menumrankten Gitter schreitenden Wiedehopf,
wie es da in der Fläche und aus ihr in den Raum
sprießt und formsprengend und -bildend zugleich
die ganze Wollust des blühenden Sommerlebens
versinnbildlicht. Trotz mancher Schwere im einzelnen
waltet hier eine beneidenswerte Jugendkraft
. Und nun gerät so ein urwüchsiges Menschenkind
in das Gehege der zahllos geknickten
Tabakspflanzen, der ineinandergesteckten Herzchen
und Äpfelchen und ungeometrisch blinkenden
Flattersternchen, mit denen die expressionslüsterne
Phantasie seiner Schüler schwanger
geht. Aber der wackere Partenkirchner forcht
sich nicht. Er versteht die Jungen gut, wenn

er auch weniger „abstrakt" empfindet. Flugs
legt er ein ewigjunges nacktes Weiblein in
diese Formenwelt (siehe auf Seite 169 die Rückseite
des kleinen Handspiegels) und gleich ordnen
sich ihm diese weltbewegenden Symbole
zum wohlabgewogenen Bilde. Dann schafft er,
ach wie gesinnungslos, ein ornamentales Füllsel
in der lustigen mittelalterlichen Reliefperspektive
, wie um zu zeigen, daß er dennoch
nicht angekränkelt wurde, sondern der frei und
persönlich Schaffende bleiben kann.

So scheint mir Hitzberger jung zu sein mit
seinen Schülern, und ich hoffe, seinen neuen
Arbeiten bald wieder irgendwo zu begegnen.

Fritz Hellwag-Zehlendorf