Augustinermuseum Freiburg i. Br., [ohne Signatur]
Die Kunst: Monatshefte für freie und angewandte Kunst
München, 44. Band.1921
Seite: 188
(PDF, 56 MB)
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/die_kunst_44_1921/0222
wegte, oben in Spitzen aufgelöste Wände mit
der ihnen eigenen, wunderbaren Rhythmik. Es
gibt Arten der Eichen, Rüstern, Buchen und
Pappeln, die in Pyramidenform wachsen und
nicht über das gewünschte Höhenmaß hinausschießen
, wie das die hohe Säulenpappel, unter
dem Namen „Pyramidenpappel" bekannt, an
sich hat. Es wäre nicht schade, wenn die in
den letzten Jahrzehnten ihres schnellen Wuchses,
wegen überall angepflanzte Pyramidenpappel aus
unseren kleineren Gärten wieder verschwände,
denn sie ist, einmal im Wuchs, nicht mehr zu
halten, erreicht schon
nach 5 bis 6 Jahren eine
gewaltige Höhe,beschattet
unverhältnismäßig
stark und nimmt mit
ihren ebenso schnell
wachsenden Wurzeln
dem umliegenden Erdreich
Nahrung und
Feuchtigkeit.

Von ganz besonderem
Reiz sind die zum Baumgang
zusammengestellten
Hänge-Eschen. Graziös
pendelnd, mit lichtem
Laub besetzt, strebt
Sproß um Sproß zur
Erde, reckt sich vor,
strebt wieder abwärts
und webt so eine immerfort
bewegte, mit
Sonnengold und Schatten
betupftegrüne Wand
an beiden Seiten; über
uns aber ein dichtes
Dach, aus dickem und
dünnem Geäst märchenhaft
geflochten, und dazwischen
die sonnengoldenen
Blätter wie
der Schmuck an einer
schön gebildeten Zim-
merdecke.Schneidetman
durch einfaches Auslösen
einer entsprechenden
Anzahl der pendelnden
Zweige Öffnungen in
dieSeitenwände,soblickt
man aus dem schattigen
Gang auf die sonnige Rasenfläche
oder auf eine
Fülle bunter Blumen.
Von außen gesehen,
bringen solcheöffnungen
eine rhythmischeTeilung
in die rieselnden Wände.

ANNIE HYSTAK □ BROSCHE (PERLEN IN
BLASSEM GOLD) UND BRILLANTANHÄNGER

Auch gibt es Baumgänge aus blütengezierten
Bäumchen an den Seiten enger Wege, die zum
Sitzplatz, zum Gartenhaus, zur Laube führen,
oder an den Verbindungswegen zweier Sondergärten
, etwa eines Rosen- und eines Staudengartens
. Was gibt es da nicht alles an herrlichen
Büschen, die schon zu Hochstämmen
gezogen worden sind oder noch gezogen werden
können! Zunächst all die prächtigen Flieder,
die weißen und rosigen, die tiefroten und fast
blauen, und die Goldregen mit ihrer Fülle goldener
Blüten — fürwahr ein goldener Regen,

der da herabrieselt von
der lockeren, auf zierlichen
Pfeilern hin- und
herbewegten Wand.

Da ist der Schneeball
, dieser dekorative
Strauch. Hochstämmig
gezogen und am Wegrand
dicht nebeneinandergesetzt
wirkt er mit
seiner Fülle grünweißer
und weißer Bälle weit
prächtiger, als wenn er
spärlich aus Boskett-
pflanzungen hervortritt.
Dann kommt der Rotdorn
, die Kornelkirsche
mit ihrem gelben Früh-
jahrssternenflimmer, die
vielen Zierkirschen, Pa-
radiesapfelbäumchenmit
rosigen Blüten, die Man-
delbäumchen und der
Faulbaum.

Keines dieser Bäumchen
tritt für sich in die
Erscheinung, jedes dient
vielmehr dem einen
Zweck, geschlossene,
festgefügte Gartenformen
zu bilden, Baumgänge
. Diesmal sind es
die zarteren Gebilde, die
auf schlankenSäulen ihre
gold-, silber- und buntgezierten
Streben in das
jubelnde Blau des Gartenhimmels
schicken.

Wäre es heute, da wir
allüberall von neuem beginnen
, nicht auch Sache
der Züchter, sich solcher
Gartenformen und
Gartenschönheiten anzunehmen
?

Harry Maaß-Lübeck

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