Augustinermuseum Freiburg i. Br., [ohne Signatur]
Die Kunst: Monatshefte für freie und angewandte Kunst
München, 44. Band.1921
Seite: 189
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/die_kunst_44_1921/0225
ZU DEN SCHERENSCHNITTEN VON FRITZ GRIEBEL

Man kann sagen, daß in dieser Zeit die schöne
Kunst des Scherenschnittes und der Silhouette
wieder aktuell geworden ist. Zunächst
wohl in der Auswirkung unserer Neigung für
die Epoche der Hochblüte dieses Kunstzweiges,
für Zopfzeit und Biedermeiertum, die auch in unserer
Möbelkunst und Innenarchitektur schaubar
geworden sind, sodann aber wohl aus dem
tieferen Grund, daß der alle Umrisse auflösende
Impressionismus, der geschworene Feind der
Kontur, irgendwie im weiten Bereich der Kunst
eines Widerparts bedarf; wo aber wäre ein besseres
Ventil für eine auf den Umriß gestellte Richtung
der Kunst zu finden als im Scherenschnitt,
dessen Wirkung völlig in der Linie und in der
Kontur begründet liegt ?

Immer schon gab es neben dem geschnittenen
oder gezeichneten Silhouettenbildnis, das
natürlich der Quantität nach gewaltig überwiegt,
die sogenannte „Genre-Silhouette". In dem von
Professor Anton Kippenberg eingerichteten köstlichen
Silhouetten-Kabinett der unvergeßlichen
Rokoko-Ausstellung im Darmstädter Schloß 1914
sah man unter den „holden Finsternissen" des
Porträts auch Genreszenen, zum Teil weiß auf
schwarzem Grunde, eine signiert mit der Jahreszahl
1768, sodann die ganz köstliche Gartenszene

von Philipp Otto Runge, eine porträtgetreu sil-
houettierte Familie im Lustbezirk eines Gartens
— ein erster Versuch, der reinen Profilsilhouette
durch die Einbeziehung von Gegenständen, die
nicht von der Seite, sondern in Vorderansicht
silhouettiert sind, beizukommen und dadurch
eine größere Lebhaftigkeit und abwechslungsreichere
Erscheinung zu bewirken. Von dieser
Erscheinung, von der ich freilich nicht zu sagen
weiß, ob sie in dem genialen Runge ihren
Begründer hat, ging die neuere Scherenschnittkunst
aus, auf ihr basiert sie. Sie hat also
nicht mehr sonderlich viel mit den Silhouetten
, die Goethe und Lavater leidenschaftlich
liebten, zu tun, ist nicht mehr Instrument
einer auf physiognomische Studien ausgehenden
Spekulation, sondern tritt mit der Graphik, vor
allem der „Stimmungsgraphik", in Wettbewerb.
Man braucht, um von vielen ein paar zu nennen,
nur an den erlauchten Namen Schwind zu erinnern
, der einer der begeistertsten Anhänger der
„schwarzen Kunst" war und gelegentlich wohl
auch in der Art, wie er Silhouetten (allerdings
gezeichnet, nicht geschnitten) aufbaute, den
Zusammenhang zwischen diesen Umrissen, gefüllt
mit Finsternis, und der antiken Vasenmalerei
betonte. Konewkas falstaffische Gesellen

FRITZ GRIEBEL-HEROLDSBERG

ERLKÖNIG

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