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DAS HOLZHAUS DER DEUTSCHEN WERKSTÄTTEN A.-G., HELLER AU
EINGEBAUTES BÜFETT
denen etwa 70 Quadratmeter als Wohnfläche
anzusehen sind, das Möglichste für Bequemlichkeit
, Ruhe, Hygiene geschaffen. Die Höhe
der Zimmer mit 2,50 m geht zwar unter das
einstige Normalmaß von 2,80 m herab, ist aber
längst als ausreichend erprobt; man denke nur
an englische Kleinhäuser, ja an einzelne Hellerauer
Arbeiterhäuser selbst. Und die Kosten?
Der Unternehmer, die Deutschen Werkstätten,
liefert das Haus mit allen Möbeln, Beleuchtungskörpern
, Öfen für 85000 M. Hierzu die
Summe von 10000 M. für den Grund und Boden
, berechnet für ein Grundstück von etwa
400 Quadratmetern, die Mauerarbeiten des Fundaments
und den Keller, die Aufstellung, so
kommen wir zu Gesamtkosten von 95000 M.
Man weiß, daß ein Ziegelhaus von den gleichen
Dimensionen heute nicht unter 95000 bis
115 000 M. zu schaffen ist. Dem aber fehlen alle
Möbel, Tapeten, Beleuchtungskörper, technische
Anlagen, Heizvorrichtungen; es läßt sich leicht
ermessen, daß selbst das bescheidenste Einfamilienhaus
heute mit der ganzen Inneneinrichtung
kaum unter dem Preis von 140000 M.
zu beschaffen ist, also etwa 50% teurer wird als
das Hellerauer Haus. Dazu kommt bei diesem
die einheitliche und harmonische Solidität der
Möbel, die fast unvertilgbare Sauberkeit von
Wand und Decke, die der häuslichen Sorgfalt
der Frau nur im geringsten Umfang zur Last
fällt. Denn um die Herstellungskosten einzuschränken
, sind in dem Haus Metallteile fast
völlig vermieden; der hölzerne Türgriff, der
Riegel, der weich in die Kerbe gleitet und
mit einem kleinen Sperrklotz innen festgehalten
werden kann, der Klopfer an der Haustür
sind knapp und verständig aus Holz gearbeitet.
Da endlich die Landesbrandkasse das Haus,
trotz seines feuerschwachen Baustoffes, zu
ioo°/o versichert, während früher ähnliche Bauten
nur bis zu 7o°/o eingesetzt wurden, ist das
Risiko des Besitzers gegenüber dem eines Steinbaues
in keiner Weise erhöht. Mit einer Jahresprämie
von etwa 85 M. wird sich auch der
sparsamste Hausvater zufrieden geben.
Von den Tausenden, die bisher das Haus
betrachtet und durchforscht haben, war zumeist
die Frage nach seiner Heizbarkeit und
seiner allgemeinen Innenwärme zu hören. Wer
nordische Blockhäuser, wer kanadische Winter
kennt, weiß, daß kein andrer Baustoff der
Kälte soviel Widerstand leistet wie Holz.
Deutschlands Klima, wesentlich milder als das
Amerikas und Skandinaviens, wird zweifellos
hier keinen Strich durch die Rechnung machen.
Durch eine, vom Keller aus geleitete Lufthei-
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