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WETTBEWERB MATHEUS MÜLLER-ELTVILLE
gelungen, einen Bau von repräsentativer Wirkung
zu schaffen, der sich ohne protzige und
aufdringliche Architekturformen vortrefflich in
das Stadtbild einfügt. Der weithin sichtbare einfache
Stufengiebel mit dem daran anschließenden
hohen Dachfirst läßt das Bauwerk schon
von weitem auf der Dampferfahrt in Erscheinung
treten und bleibt dem Beschauer bis weit
über das Weichbild der Stadt Eltville hinaus
in seiner feinen Silhouette erhalten.
Die Grundrißanordnung erfüllt im großen
und ganzen die praktischen Anforderungen, die
das Programm gestellt hatte. Die Neubauten
sind sparsam in das zur Verfügung stehende
Baugelände in den Grenzen der gegebenen
Fluchtlinien eingepaßt, ohne daß große Flächen
zu Zier- oder Gartenhöfen verschwendet werden
. Es verbleibt der schöne große Fabrikhof,
um den sich die einzelnen Gebäulichkeiten in
zweckmäßiger Weise herumgruppieren. Von
besonderem Reiz sind die Raumfolge vom Eingang
bis zur Repräsentationshalle und der Zusammenhang
der Besuchszimmer und Gesellschaftsräume
mit dem erhöhten Gartenhof. Die
stattliche Repräsentationshalle ist mit einfachen
Mitteln stimmungs- und wirkungsvoll ausge-
II. PREIS, INGEN. F. OTTO-KIRN A.D.NAHE
stattet; der Eingang zum Festsaal, die Bogenhalle
mit der Treppe zu den Kellern geben
dem Raum die architektonische Note. In wirtschaftlicher
Hinsicht sind die Gesamtanlagen
und die einzelnen Raumgrößen richtig und
trotzdem sparsam bemessen. Der Entwurf gestattet
die Bauausführung in verschiedenen Bauabschnitten
, ohne daß wesentliche Abweichungen
vom Projekt oder spätere bauliche Veränderungen
notwendig würden.
Der mit dem zweiten Preise ausgezeichnete
Entwurf des Herrn Architekten Dipl. - Ing.
Friedrich Otto aus Kirn a. d. Nahe (Abb. S.222)
geht aus von einer symmetrischen ovalen Hofanlage
, die auf den rückwärtigen Teil des
Grundstückes gelegt ist. In der Querachse ist
an die Rheinfront der Repräsentationsbau gelegt
, der in seinen Verhältnissen künstlerisch
fein empfunden ist, und der wohl trotz seiner
eigenartigen Formen dem Stadtbild zur Zierde
gereichen würde. Der künstlerisch hoch zu bewertende
Entwurf weist jedoch in der Grundrißanordnung
verschiedene Mängel auf, die durch
die symmetrische Anlage bedingt sind.
Das Projekt der Herren Prof. Bieber und
Regierungs-Baumeister Hollweck in München
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