http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/die_kunst_44_1921/0273
H. EBERHARDT-OFFENBACH A.M.
MESSESTAND DER ZIGARETTENFABRIK
CREVETTI, OFFENBACH A. M.
Der Messestand muß auffallen. Damit ist
nicht gesagt, daß er aufdringlich, schreiend zu
gestalten ist. Das Hasten und Drängen der
Messe, das Durcheinander der Menschen, der
Waren, der Schilder und Schriften, das bringt
es mit sich, daß man in diesem Wogen und
Wirren des Lärms, der Formen und Farben,
in dieser Überfülle des Aufdringlichen gerade
Zurückhaltung und harmonische Ruhe auffallend
empfindet und sie stark auf sich einwirken
läßt.
Der Messestand ist eine Improvisation, in
gewissem Sinn eine Festdekoration eigens gerade
für eine Messe geschaffen, wirksam und
schlagend durch seine Neuheit, wobei es eine
besondere Aufgabe des Künstlers sein muß,
durch den neuen Stand den früheren fortzu-
spinnen, seine Wirkung in dem neuen wieder
aufzugreifen, ihn zu variieren, etwa in der Art,
wie das Musikstück ein Thema immer wieder
aufnimmt und in Umformungen wiederklingen
läßt und dadurch zu besonders eindringlicher
Wirkung bringt. Daß man dabei zur Wiederholung
bestimmter Farbenstimmungen greift,
liegt nahe — die Rennfarben der Firma, wenn
man so sagen will, die dem Besucher zeigen,
wo der Gaul läuft, zu dem er Zutrauen hat
und auf den er wetten will.
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