Augustinermuseum Freiburg i. Br., [ohne Signatur]
Die Kunst: Monatshefte für freie und angewandte Kunst
München, 44. Band.1921
Seite: 254
(PDF, 56 MB)
Startseite des Bandes
Zugehörige Bände
Varia

  (z. B.: IV, 145, xii)



Lizenz: Public Domain Mark 1.0
Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/die_kunst_44_1921/0302


MARGARETE JUNGE-DRESDEN a HOLZ BELEUCHTUNGSKÖRPER, PALISANDER MIT SILB. FASSUNGEN

Ausführung: Werkstätten für Deutschen Hausrat, Theophil Müller, Dresden

die zwischen dem gewissermaßen offiziellen
„Kunstgewerbe" (wenn man diese Steigerung
des vielgeschmähten Begriffes gestatten will)
und dem nicht nur kunstarmen, sondern un-
kunst-reichen Industrieerzeugnis klafft. Wer
sich heute, Gründer eines eigenen Hausstandes
, seine Küche mit brauchbarem Geschirr
ausgestattet hat, das sich mit der technischen
Ausdrucksverdichtung des Gasherdes und des
Wasserhahnes ausgezeichnet verträgt, der sieht
sich noch allzuoft in schmerzlicher Verlegenheit
, wenn er für die Möbel seines Wohnoder
Schlafzimmers nach brauchbaren und anmutenden
Modellen sucht. Trotz der ausschweifenden
Fülle von Handbüchern, Katalogen
, Mustersammlungen, die nur das Auge
kitzeln und den gesunden Magen hungrig lassen.
Als noch das Einzelwohnhaus auf dem Wege
zu einer nationalen Wohnungskultur in erreichbarer
Nähe lag, da schien es leicht, künstlerische
Erfindungskraft der verschiedensten Färbung
dem Individualwillen des Bestellers dienstbar
zu machen. Heute ist die Mietwohnung das
Schicksal des deutschen Volkes. Die eignen
vier Pfähle, das Ideal des Kleinsiedlers, bleiben
für den Großstädter blasses Symbol. Er muß

sich in die Etagen der Reihenhäuser so gut es
geht einfügen, und die allgemeine Wohnungsnot
zwingt zu äußerster Konzentration der
Ansprüche, im praktischen wie im formgebenden
Sinne.

Auf dem Hintergrunde dieser Zustände dürfen
die Arbeiten der von Theophil Müller in Dresden
geleiteten Werkstätten für deutschen Hausrat
unsere Aufmerksamkeit etwas nachdrücklicher
in Anspruch nehmen, als das die rein
geschmacklichen Gegebenheiten ihrer Gestaltung
sonst wohl rechtfertigen würden. Es sind
dies Möbel, die Paul Keller entworfen hat, ein
Künstler, dessen Verständnis für die Bedürfnisse
einer, nicht ins Repräsentative fallenden
bürgerlichen Lebensform schon oft erfreuliche
Proben ablegen konnte. Seine Zeichnung neigt
zu behäbigen Konturen von einer gewissen
norddeutschen Kühle, die sich von starkem
stofflichem Aufwand ebenso freihält wie von
Experimenten in der farbigen Abtönung des
Wohnraumes im ganzen. Es kommt wohl einmal
ein Mißgriff in Einzelbildungen vor, wie
etwa die Keulenform der vorderen Stuhlbeine
in dem dunkeln Eßzimmer; anderes, z. B. die
Sofanische mit dem Spiegelschränkchen da-

254


Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/die_kunst_44_1921/0302