Augustinermuseum Freiburg i. Br., [ohne Signatur]
Die Kunst: Monatshefte für freie und angewandte Kunst
München, 44. Band.1921
Seite: 264
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/die_kunst_44_1921/0312
LITERATUR

Doenges, Willy. Meißener Porzellan. Seine
Geschichte und künstlerische Entwicklung. 2. Auflage
. Brosch. M. 75.—. Gebd. in Halbleinen M.95.—.
Dresden, Verlag Wolfgang Jeß (1921).

Der Gedanke, der ersten und bedeutendsten
Porzellanfabrik Europas eine für einen weiteren
Leserkreis bestimmte geschichtliche Darstellung
mit zahlreichen Bildbeigaben zu widmen, ist offensichtlich
einem Bedürfnis entgegengekommen.
Dies zeigt die Tatsache der zweiten Auflage des
wertvollen Buches von Doenges, dessen erste Auflage
1908 in Berlin erschien. Die beiden anderen
Monographien über die Meißener Manufaktur, das
großangelegte, aber immer noch keineswegs erschöpfende
Werk von Berling und die Festschrift
der Manufaktur zum 100jährigen Bestehen sind
zu umfangreich und kostspielig, als daß sie, wie
sie es ihrer trefflichen Bearbeitung nach verdienten
, dem Bedürfnis aller Interessenten entsprechen
würden.

Hier kommt das handliche Buch von Doenges
zu Hilfe. In angenehmem Quartformat enthält es
auf 236 Seiten eine ziemlich ausführliche Geschichte
der Fabrikation von 1709 bis 1814, wobei
naturgemäß die Frühzeit am eingehendsten behandelt
wird. Bei der Schilderung der Erfindung
des europäischen Porzellans folgt Doenges der
Anschauung von Zimmermann, der in einer streng
wissenschaftlichen Untersuchung über diese für
die Geschichte der Porzellanfabrikation in Europa
so außerordentlich wichtige Periode den eigentlichen
Ruhm dieser epochalen Tat dem Alchimisten
Böttger zuteilt, während eine andere Auffassung
dieses Verdienst allein für den mit Böttger
lange Zeit gemeinsam tätigen Chemiker
Tschirnhaus in Anspruch nimmt. Völlig geklärt
ist diese wichtige Frage auch heute noch nicht.
Ich für meinen Teil möchte annehmen, daß der
Hauptanteil an der Erfindung doch dem wissenschaftlich
arbeitenden Tschirnhaus zukommt,
dessen Erfolge sich der gewandte Böttger zunutze
machte und in genialer Intuition zu einer
praktischen Lösung auszubauen verstand. Ob
überhaupt hier je eine befriedigende und einwandfreie
Klarstellung möglich sein wird, steht
dahin.

Die Gliederung dieser Frühzeit in drei Perioden
(Böttger, 1709—1719; Höroldt, 1720 —1735; Kaend-
ler, 1735 - 1763) ist in Doenges Buch gut durchgeführt
. Die spätere Zeit (1763—1814) dagegen
ist etwas stark gekürzt. Auswahl und Verteilung
des überreichen Stoffes scheint im allgemeinen
geschickt getroffen, wenn auch bei dem
notwendig gewordenen Zusammendrängen manche
wertvolle Einzelheit verloren gehen mußte. Daß
der Kenner der Materie wenig Neues erfährt, ist
bei dem Zweck des Buches kaum zu verwundern.
Daß der Verfasser auf den Feststellungen seiner
bewährten Vorgänger fußt und allem Anschein
nach gar nicht den Ehrgeiz hat, durch Kritik
und neue Forschungen auch seinerseits zur Aufhellung
bei manchen unklaren Verhältnissen und
Geschehnissen beizutragen, ist schließlich, betrachtet
man auch hier wieder die Art und Absicht
der Publikation, kein Fehler, der irgendwie
ins Gewicht fallen könnte.

Dankenswert ist auch der Abschnitt über die
inneren und Betriebsverhältnisse der Fabrik;
vielleicht aber hätte hier oder in einem besonderen
Abschnitte das Technische etwas ausführlicher
behandelt werden können, zumal dieser
Teil auch sonst fast bei allen geschichtlichen
Monographien über die Porzellanfabrikation etwas
zu kurz kommt.

Dem wichtigen Markenwesen ist ebenfalls ein
besonderes, gewissenhaft zusammengetragenes
Kapitel gewidmet, das allerdings nicht immer
ganz zuverlässig ist. Recht praktisch ist auch
die Art der Anmerkungen, in denen in der Regel
kleine geschlossene Abhandlungen über die im
Text angeführten Persönlichkeiten oder Ereignisse
gegeben werden. Ausführliche Register am
Schluß erleichtern die Benützung.

Mit den Abbildungen des Buches dagegen kann
man nicht immer vollkommen einverstanden sein.
Die Auswahl ist manchmal nicht sehr geschickt
getroffen; viele Stücke sind zu klein wiedergegeben
. Vor allem aber stört das allzu ungleiche
Format, das leicht zu Mißverständnissen bei
manchen Einzelstücken führen kann. Dabei ist
Wichtiges oft zu klein, Unbedeutendes manchmal
zu groß abgebildet (vgl. z. B. Abb. 47 und 48, dazu
Tafel XXV). Völlig mißlungen ist Tafel XVII
in Format und Zusammenstellung. Eine erfreuliche
Beigabe sind die ausgezeichneten farbigen
Abbildungen (besonders Tafel I und XIII), die
übrigens sämtlich aus dem trefflichen Katalog
der Porzellanausstellung im Berliner Kunstgewerbemuseum
(1904) stammen.

F. H. H.

FRITZ GRIEBEL

SCHERENSCHNITT

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