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TH. VON GOSEN
KLEIN BRONZE MIT GRÜNEM MARMORSOCKEL
in der Renaissance (Abb. S. 66); besonders im
Quattrocento fand er das Zierliche und Geschmeidige
aufs schönste verkörpert, das er
selbst so oft und gern in seinen Plaketten,
Ehrengaben und Statuetten zum Ausdruck
brachte (Abb. S. 67).
So innerlich gefestigt und dabei vollgesogen
von dem Formenreichtum vergangener Kunst
konnte er — da er stets frisch und liebevoll
an seine Aufgabe herantrat — trotzdem ein
durchaus eigen schaffender Künstler bleiben.
Ganz er selbst in Ernst und vornehmer Würde
der Gestaltung tritt er uns in dem Porträt
des Organisten Mayer entgegen. Idealisiert
durch Auffassung und Wahl des Materials
— sie ist aus silbern schimmerndem Eisen
geschaffen — lebt in diesem Kopfe die vibrierende
Geistigkeit unserer Zeit (Abb. S. 65). Schön
und kindlich, zusammengestimmt mit dem
reinen Material weißen Marmors, ist das knospenhafte
Mädchenköpfchen eine seiner reizvollsten
Schöpfungen (Abb. S. 71). An beiden
Werken werden ganz entschiedene Züge
Gosenschen Schaffens deutlich. Einmal seine
absolute Treffsicherheit in der Zusammenstimmung
von Ausdruck und Material, dann
aber der leise naturalistische Anhauch, der die
klassische Form eigentümlich belebend durchbricht
. Mit feinem Gefühl ist auch die klassizistische
Gestalt des Grabmals geschaffen
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