Augustinermuseum Freiburg i. Br., [ohne Signatur]
Die Kunst: Monatshefte für freie und angewandte Kunst
München, 45. Band.1922
Seite: 101
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JUGENDARBEITEN VON LUDWIG KNAUS
IN DER NATIONALGALERIE BERLIN

Seit der Jahrhundertausstellung 1906 ist das
Interesse für die Bereicherung unserer Vorstellung
von der Entwicklung deutscher Kunst
nicht ins Stocken geraten. Bekanntes und Vergessenes
, Gewertetes und Ungewertetes, zeitlich
und örtlich gruppiert, deckte ganz von
selbst eine neue historische Struktur auf, die
manche Urteile zur Umwertung zwang. Zwei
Momente waren es, die damals als neue Kategorien
in das ästhetische Urteilsvermögen aufgenommen
wurden: das Jugendwerk und die
freie Studie. Beide waren unter dem Zeichen
des Impressionismus in das Urteil über das
Gesamt werk des Künstlers aufgenommen worden.
Beide wollten die strenge Einschnürung akademischer
Observanz, die nur das „fertige" Werk gelten
ließ, zersprengen. Damals wurde der „junge"
Knaus vergessen. Der
Nationalgalerie gelang
es aber in letzten Jahren
, einige Porträts zu
erwerben,die neben den
gleichgültigen Machwerken
der Bildnisse
Mommsens und Helm-
holtz' eine Überraschung
waren.

Schon auf der Jahrhundertausstellung
hatte
das 1855 in Paris gemalte
Bildnis des damaligen
Gemäldegaleriedirektors
Waagen besonderes
Interesse erregt
. Es teilt mit dem
ein Jahr später in Paris
gemalten und bekannten
Porträt Louis Ra-
venes die leichte Auflockerung
der Farbschicht
, die im Biedermeiergeschmack
zu einer
emaillierten Paste
verglast war. Der Auftrag
wird geschmeidig
und ist bestrebt, mit
feinsten Nuancen und
einer sehr ökonomischen
Pinselführung,
welche der Form präzis
nachgeht, ohne Linien
und Schattenmodellierung
die Form aus der
Farbeaufzubauen.Hier ludwig knaus

war die französische Schulung deutlich geworden
. Zugleich tritt aber eine Charakteristik auf,
die ein anmutiges genrehaftes Ensemble in
Mensch und Umgebung anstrebt.

Neben dieser leicht preziösen Anmut in der
Charakteristik und der mit Bewußtsein gepflegten
Malkultur der Oberfläche erscheinen die
1912 erworbenen Bildnisse des Ehepaars Maes
wahrhaft einfach und stark. Gemalt im Jahre
1848, während seiner Lehrzeit an der Düsseldorfer
Akademie, bewegt diese Menschen ein
schöner Ernst, der ebenso entfernt ist von der
philiströsen Arroganz der dreißiger Jahre, wie
von der gespannten Eigenwilligkeit, mit der das
Jahr 48 damals besonders in Düsseldorf einen
neuen männlichen Typ schuf und die forcierte
Repräsentation der fünfziger Jahre anbahnte.

feauenbildnis

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