Augustinermuseum Freiburg i. Br., [ohne Signatur]
Die Kunst: Monatshefte für freie und angewandte Kunst
München, 45. Band.1922
Seite: 115
(PDF, 78 MB)
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JULIUS BERGMANN

inhalt etwas wegzunehmen oder die Komposition
auf einer Seite zu beschneiden. Ich habe bei
den Bergmannschen Landschaften oft an die
Lehren des alten Corot und die Art of Landscape-
painting von Alfred East denken müssen. Der
Unterschied zwischen Skizze und ausgeführtem
Bild ist bei Künstlern von dem Schlage Bergmanns
dann sehr lehrreich. Die Gefahr ist dabei, daß
bei dem Wiederholen des Bildes im Atelier die
erste Frische der Anschauung, die Kraft und
Überzeugung des künstlerischen Erlebnisses
verloren geht. Ist es nicht manchmal der
Versuch, eine Vision zu destillieren oder auf
Flaschen zu ziehen? Es gibt auch unter den
Bergmannschen Bildern einige, die vielleicht
überkomponiert und müdegemalt sind. Und
seine Freunde möchten dann ungestüm die
vielleicht weniger gesetzmäßig gesehenen, aber
mit vielmehr Bravour und Verve gemalten
Skizzen an die Stellen der großen Bilder rücken,
sehr gegen den Widerstand des Künstlers. Das
sind Skylla und Charybdis für diese Malerei.
Überkomponiert in diesem Sinne ist auch das
seltsame große, in der daran gesetzten ernstlichen
Arbeit rührende Bild des Paradieses, mit dem
der Sechzigjährige auch denen, die seine Kunst
kannten, eine große Überraschung bereitet hat.
Es lebt, vielleicht dem Vater unbewußt, zuviel

ABEND AM FROSCHTEICH (1915)

Thomasche Romantik darin — und die Gänse
in den Idyllen aus Ruprechtsau führen ein
wahrhaft paradiesischeres Leben als hier Pfau
und Flamingos. In einem anderen Bild des
Jahres 1921 „Flucht nach Ägypten" ist dafür
die Einheit dieses blühenden Landschaftsmotivs
von der oberen Donau unter dem aufziehenden
Gewitter mit der Staffage glücklich vorhanden.
Man traut der Echtheit der Gruppe vorn, die
dem Künstler erschienen, wie Schwind den
Zweiflern an der Welt seiner Erscheinungen
immer mit großen Augen entgegnete: Glauben
Sie nicht daran, ich glaube daran. — Was aus
dieser letzten Wendung der Bergmannschen
Kunst spricht, ist das sichtliche konsequente
Weiterwollen des Künstlers — möchte der
Maler dabei nicht zu kurz kommen. Aus einem
Lebensbekenntnis, das der Sechziger zu seinem
Geburtstag niedergeschrieben hat, möchte ich
ein paar Sätze hierhersetzen: „Wenn ich nicht
hoffte, trotz meiner 60 Jahre meinem letzten
künstlerischen Ziel näherzukommen, so möchte
ich nicht weiter leben. Ich weiß sehr wohl,
daß mir wie jedem anderen Grenzen gezogen
sind, aber soll ich deshalb mich von den Grenzstaaten
ins Innere des Kunstlandes zurückziehen,
um dort als alter behäbiger Herr auf zweifelhaftem
Lorbeer auszuruhen und im sicheren


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