http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/die_kunst_46_1922/0120
STAATLICHE PORZELLAN-MANUFAKTUR NYMPHENBURG
OVALE PLATTE
EIN PRUNKSERVICE DER STAATLICHEN
PORZELLAN-MANUFAKTUR NYMPHENBURG
In die Zeiten vor dem 9. November 1918, in
jene vor dem 1. August 1914 müssen wir uns
versetzen, wenn wir das Prunkservice, das die
Nymphenburger Manufaktur für den Braunschweiger
Hof zur Ausführung brachte, einer
Betrachtung und Würdigung unterziehen wollen.
Denn ein reiches Deutschland und höfischer
Prunk mit monarchischer Tradition sind die
Voraussetzungen, die ein derartiges Werk erst
ermöglichen und ihm das unbedingt nötige
Relief geben konnten.
Im Spätjahr 1912 trat das Landesdirektorium
der Provinz Hannover an die Nymphenburger
Manufaktur mit dem Auftrag heran, dem jungen
Braunschweiger Herzogspaar, dem Herzog
Ernst August von Braunschweig und Lüneburg
und der Kaisertochter Viktoria Luise, ein Tafelservice
für besonders festliche Gelegenheiten
als Hochzeitsgabe zu schaffen. Die Ausführung
im einzelnen blieb der Initiative der Manufaktur
überlassen, nur sollten in sinniger Weise die
Beziehungen des alten Welfengeschlechtes zu
den Spendern zum Ausdruck gebracht werden.
Die Frage, wie die gestellte Aufgabe zu lösen
sei, konnte bei gewissenhafter Überlegung keinem
Zweifel unterliegen. Für das Schloß in
Braunschweig mit seiner alten, prunkvollen Einrichtung
konnte nur ein Service im alten Stil in
Frage kommen, sollte es sich als harmonisches
Glied dem ganzen Ensemble einfügen. Man griff
daher auf die beste und die klassische Zeit des
Porzellans zurück, auf das Rokoko, das ja wie
keine andere Epoche verstanden hat, heitere
Fröhlichkeit mit höfischem Prunk zu einen.
Bei der großen Anzahl der Einzelstücke
das Service ist für 50 Personen gedacht und weist
11 Gänge mit 700 Einzelteilen auf — galt es nicht
zuletzt Abwechslung und Verschiedenartigkeit
in der Ausführung zu erreichen, ohne dem Ganzen
seine Einheitlichkeit und Geschlossenheit
zu nehmen. Dies wurde vor allem dadurch erreicht
, daß man für das ganze Service eine
einheitliche Grundform verwendete, die lediglich
in der Bemalung ihre Differenzierung fand.
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