Augustinermuseum Freiburg i. Br., [ohne Signatur]
Die Kunst: Monatshefte für freie und angewandte Kunst
München, 47. Band.1923
Seite: 308
(PDF, 72 MB)
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/die_kunst_47_1923/0348
sah ein Pferdegruppenbild von ihm aus, in einer
idyllischen „Rast auf der Alm" erhielt sich die
Tradition Wagenbauers. Auch A. Seidel erwies
in einer frühen heroischen Landschaft mit Gesteinstrümmern
in drohender Sturmbeleuchtung
sich noch als Fortsetzer der Bestrebungen Rottmanns
und Zimmermanns. Seidel ist erst jetzt
in seiner ganzen Bedeutung erkannt worden.
Er war noch mit anderen Landschaften, z. B.
einem hellen, silbrigen „Chiemsee" zur Stelle.
Eine große „Bretonische Landschaft" von Bamberger
, weicher und flüssiger als sonst gemalt,
war 1844 datiert. Wirkungsvoll kamen Chr. Morgenstern
, vornehm in kraftvoller Ruhe, und
B. Fries zur Geltung. Spitzweg fehlte nicht.
Von Schleich war die tonig rötlich-warm gemalte
„Heuernte", eine „Gebirgslandschaft" und
eine in goldig braunen Tönen, nur von der
glühenden Farbe lebende, an Daubigny erinnernde
Dorflandschaft das Beste. Von Lier gab
es eine stattliche, z. T. hervorragende Schar.
Wir nennen die „Weide", eine helle Landschaft,
ein Wald-Inneres mit Maler und Angler und
eine in satten Farben gehaltene gemalte „Kuhherde
vor einem Eichenwald". Ihr wäre ein
speckiges „Bauernhaus" von Wenglein, dessen
toniges „Tölz" und feierliche „Wiese" mit Bäumen
anzureihen. Ein „Chiemsee" in Mondscheinstimmung
, ein Bild von Malchus, eine leuchtende
Waldwiese von Willroider gehörten zu
diesem Kreis. Ein kerniger und zügig hingesetzter
„Gebirgsbach" von Canal erinnerte an
Seidels Auffassung. Vom Schweizer Steffan fand
sich eine Vedute Chillons, von dem melancholischen
Lier-Schüler und Freund der Einöden,
Neubert, eine spritzige, wie Corot lyrischverträumte
„Waldwiese" und eine dunkle
„Abendlandschaft". Auch Mali fehlte nicht,
wie sich Fink mit einer „Frühsommerwiese"
mit spielenden Kindern, bunt gegen das Grün
und die hellen Birkenstämme gesetzt, vorzüglich
ausnahm. In einer „Landschaft" von Hellmer
mit hellen Villen gegen das Grün der Wiesen
und Blätter, in guten Tierbildern innerhalb der
pleinairistisch beobachteten Landschaft waren
Gebler, Baisch, Braith und vor allem F. Voltz
hervorragend gut charakterisiert. Wie alle diese,
so schloß sich auch der Würzburger Heffner
an Lier an, wie eine tonige, sonnig funkelnde
Landschaft bewies. Überraschend gut war ein
„Holländisches Dorf am Meer", mit vielen Windmühlen
, des sonst etwas konventionellen Stademann
, breit und voll. Ein klarer, leuchtender und
doch tonig gebundener Sperl, ein schmiegsames

Märchenbild des Schwagers Leibis, Schider, die
Figur weich-rot im hellen Waldgrün eingebettet,
wäre hervorzuheben, ebenso Roths „Kinder am
Bach" und dessen hellere, etwas kühle „Landschaft
" im Breitformat, sowie ein seltener Haubt-
mann. Auch Buttersack wußte in seinen frühen
Landschaften von Baisch her die Überlieferung
der Lier-Schule zu wahren. Eine Wiese mit
Blüten und Mohn war von ihm. Ebenso gilt
von Bechtolsheim der enge Anschluß an Lier
als gesichert. Seine tonschönen, mit außerordentlicher
Sorgfalt durchgeführten, einschmeichelnd
stimmungsvollen Landschaften von hoher
Leuchtkraft finden immer mehr durchaus verdiente
Beachtung. Eine locker, weich und spritzig
gemalte Landschaft von seiner Hand gehörte
wohl der reiferen Zeit an. Natürlich durfte
Toni Stadler nicht fehlen. Es gab eine sehr
dunkele, dekorative und eine helle große Landschaft
, die in behaglich glückhafter Empfindung
die Schönheit und den Reiz der weiten,
leuchtenden oberbayerischen Hochebene schilderte
. Eine kleine, feierlich schwermütige, streng
stilisierte Landschaft von Karl Haider aus dem
Jahre 1904 erinnerte in der betonten altmeisterlichen
Linearität und in der emailartigen Färbung
an die große Isartallandschaft der Staatsgalerie
.

F. Baer, in seinen letzten Arbeiten vielleicht
ebenso sehr überschätzt, wie in seinen vortrefflichen
frühen unterschätzt, war mit vielen an
Qualität hervorragenden Landschaften, namentlich
der Frühzeit, so gut vertreten, daß man in
den Bildern der 60 er und 70 er Jahre, meist
vom Starnberger See, den Künstler, der sich
gleichfalls an Lier geschult hatte, von seiner
besten Seite kennen lernte. Weiche, zerschmelzende
Atmosphäre und silbriges Licht in
schmiegsamer, aufgelockerter Malweise zeichneten
die größere Starnberger-See-Landschaft
mit dem großmächtigen Abschluß der Zugspitze
aus, andere Motive führten an die Amper. Eine
ganz späte kleine Landschaft war dagegen in
jener impressionistischen Technik gehalten, die
alle Formen zerfetzt, getragen von einem furios
leidenschaftlichen Temperament, mit dem Baer
schon in den Anfängen über Lier hinausging.

Nicht allzuviel Namen von wirklicher Bedeutung
fehlten. Doch ließen sich hier natürlich
noch manche aufzählen, wie z. B. Langko,
Lichtenheld, Kaiser u. a. Vielleicht bringt einmal
eine zweite Ausstellung mehr die geistige
Note in Betonung der Frühromantik und der
modernen Phantasielandschaft? Nasse

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