http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/die_kunst_50_1924/0093
CÄSAR KLEIN
MADONNA
MOSAIKEN UND GLASMALEREIEN DER FIRMA
PUHL & WAGNER, GOTTFRIED HEINERSDORFF IN BERLIN
Eine gut geleitete Werkstätte spiegelt vielfältiger
, wenn auch weniger eindeutig als
ein Atelier eines einzelnen Künstlers das Ringen
der Zeit um neue Form, um Verlebendigung
des dazu geeigneten Materials, um Verwirklichung
intimer oder monumentaler Sehnsüchte.
Eine solche Werkstätte vertritt nicht nur heutiges
handwerkliches Können, sondern auch eine Gesinnung
. Nach dem künstlerischen Vorstellungsvermögen
ihrer Leiter wird die Auswahl der
Mitarbeiter getroffen; nach ihrem Einfühlungsvermögen
werden sie von den Künstlern ihrerseits
gesucht. So sagt die Mitarbeit der Künstler
Entscheidendes aus über den Geist der Werkstätte.
Die Vereinigten Werkstätten für Mosaik und
Glasmalerei Puhl & Wagner, Gottfried Heinersdorff
in Berlin-Treptow ist die Werkstätte,
die sich zuerst und in konsequentester Weise
in den Dienst heutigen Formwillens gestellt
hat. Sie führten schon vor über einem Jahrzehnt
Arbeiten von Pechstein, Klein, Bengen
und vor allem Thorn-Prikker aus und machten
Versuche mit Picasso und Matisse. Diese Werkstätten
hatten also begriffen, daß die formale
lineare Verfestigung, die neuen konstruktiven
Bildideen, die flächige Malerei mit ihrer starken
Farbigkeit, daß diese junge Kunst mit dem
Wiedererwachen der starken Techniken des
Dekorative Kunst. XXVII. 4. Januar 1924
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