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LUDWIG SIEVERT BÜHNENBILD ZU HINDEMITH-STRAMM „SANKTA SUSANNA'
DIE BEDEUTUNG DER FUNDE IM GRAB DES TUOT-ANCH-AMUN
FÜR DIE GESCHICHTE DES KUNSTGEWERBES*)
Man hat die Vorkammer des von Carter und
Lord Carnarvon aufgedeckten Grabes mit
einem Möbelspeicher verglichen; in der Tat
fand man so ziemlich alles, was zur Ausstattung
eines ägyptischen Hauses gehört, dort vereinigt:
von den weißen, mit Deckeln versehenen Holzschüsseln
für Fleischvorräte bis zum Blumenbukett
und den Blumenschalen fehlte kaum
etwas. Besonders ins Auge fallen die großen
*) Die deutsche Ausgabe des Berichtes über die Entdeckung
des Grabes ist erschienen bei F. A. Brockhaus in Leipzig: Howard
Carter und A. C. Mace, Tut-ench-Amun, ein ägyptisches
Königsgrab. Entdeckt von Earl of Carnavon f und Howard
Carter. Mit einem Beitrag „Ägypten vor Tut-ench-Amun" von
Georg Steindorff, 104 Abbildungen nach photographischen Aufnahmen
von Harry Burton, einer Karte und einer Grabskizze. —
Leider muß unser Aufsatz ohne Abbildungen erscheinen, da
der Verlag der deutschen Ausgabe nur das Recht hatte, Kunstzeitschriften
bis zu 4 Abbildungen zu gestatten, womit natürlich
nichts wirklich Orientierendes hätte gegeben werden können.
Bedauerlich ist diese Einschränkung den Fachzeitschriften gegenüber
, während eine Nichtfachzeitschrift in unbeschränktem
Maße Reproduktionen zu zeigen in die Lage gesetzt wurde.
Alabastergefäße: schlanke Amphoren, auf Metallvorbilder
zurückgehend, die eine auf einem alabasternen
Tisch stehend, dessen Formen genau
die Holzkonstruktion nachahmen. Papyrosstau-
den, die aus Lilienblüten aufsprießen — die
Symbole des Nordens und Südens — umrahmen
die Vase und bilden gleichsam mit den den
Papyros einschließenden Palmzweigen, dem Symbol
des Jahres, ein zweites, äußeres Henkelpaar,
das dem ganzen Aufbau Festigkeit und Ebenmaß
gibt, den Untersatz zugleich für den Anblick
auf das ihm gebührende Maß zurückdrängt
. Gleich hier macht sich in der Anordnung
der einzelnen Ornamente das Bestreben geltend,
dem wir immer wieder begegnen, die durchbrochene
Arbeit so in ihren einzelnen Teilen
zu verbinden, daß niemals das Gefühl der Zerbrechlichkeit
entsteht. Man sehe nur die An-
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