Augustinermuseum Freiburg i. Br., [ohne Signatur]
Die Kunst: Monatshefte für freie und angewandte Kunst
München, 51. Band.1925
Seite: 100
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ADOLF HENGELER

Ans E. v. Seidls Muniauer Hausbuch

NEUJAHRSBLATT 1915

DAS HAUSBUCH EINES KUNSTLERS

Im Anfang war ein Zwetfchgengarten, Er war
gepflanzt am Südansgang des oberbayerifchen
Marktfleckens Murnau und von einem dürftigen
Holzzami umhegt. Steht man heute da, wo fich
einft diefes Gärtchen breitete, fo hat man über
das weite Muniauer Moos hinweg einen ergreifenden
Ausblick auf Beiicdiktenwand, Herzog-
ftand und Heimgarten, auf das Eftern- und
VV etterfteingebirge, auf Ettaler Manndl mid die
drei Hörnle; man fchaut aber auch, wie ßch in
der Ebene die Dörfer und Einöden an die große
Garmi feher Landftraße hinbauen oder an den
Lauf der Loifacb fanließen, mid wie fich die
bewaldeten Hügel der fo genannten „Köcheln"
aber den wäßerigen Moorgrund erheben: es iß

ein lußfames Blicken und ganz dazu angetan,
ein Künftlerauge zu feßeln.
Diefen Zwetfchgengarten hat vor etwa einem
Vierteljahrhundert der Mim ebner Baukünßler
Profeßbr Emanuel von Seidl als Eigentum erworben
. Er baute damals für ferne Schweßer und
feinen Schwager, das Künßlerpaar Mayr-Graz,
ein Landhaus in Murnau, und da es ihm dort
oben gefiel und da er obendrein Zwetfchgen über
alles gerne aß, fo kaufte er den Zwetfchgengarten.
Aber natürlich blieb es nicht bei diefem Erwerb
und nicht bei dem idyllifchen Genuß be Tagten
Steinobfies, fondern im Laufe der Jahre dehnte
fich der Befitz immer weiter aus, Wiefen und
Anger wurden dazu gekauft, einige Nachbar-

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