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JULIUS DIEZ
Aus E. v. Seidls Murnauer Hausbuch
DAS GROSSE OSTEREI
und Symbol durch wuchtige Ausformungen von
Hengeler und Diez in dem Murnauer Hausbuch
zu erfchau'en find. Emanuel von Seid! hat in die-
fer Zeit eine Frau heimgeführt, und fein neuer
Ehe- und Hausltand wirkte fich nicht nur in
feinem Heim, fondern
auch in feinem Hausbuch
aus. Ein paar fchöne,reiche
Jahre folgten noch, erfüllt
von der Stimmung,
der Richard Strauß in dem
Hausbuch mit einem weiter
geführten Zitat aus
feiner „Feuersnot" Ausdruck
gibt: „Wo weißer
Gipfel Grüßen fo weit
das Herze macht und aus
Augen, fo viel füßen,
lockendes Leben lacht —
zum Beifpiel in Murnau
bei Emanuel vonSeidl. Da
üTsgut". Oder wie es Diez
kürzer auf einer Vignette
grüß
IN tviVl^s/Av I 5 r S *H A LT
IMMER SCHÖN
niedcrfchrieb : In Murnau üTs halt immer fchön.
Jetzt, da der feftfrohe Hausherr von feinem
liebften Werk für immer gelchieden und
das Hausbuch mit Jofef Wackeries Neujahrsfür
1920, der Emanuel von Seidl nicht
mehr unter den Lebenden
traf,abgefchlolleii ift,
liegt über dem „gelobten
Land" Stille und Einfamkeil
. Der Garten ver-
wächft. und es wittert
etwas vom Zauber eines
Dornröschen-Hags über
dem Gebreite. In feinem,
zärtlichemDuft aber fteigt
die Erinnerung auf und
verdichtet fich denen, die
ein Stück Weges mitEma-
nuel Seidl gehen durften,
zu lebendigen Gefichten,
wenn fie lein geliebtes
I lausbuch durchblättern.
JULIUS DIEZ
Georg Jacob Wolf
1 IO
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