Augustinermuseum Freiburg i. Br., [ohne Signatur]
Die Kunst: Monatshefte für freie und angewandte Kunst
München, 51. Band.1925
Seite: 116
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ED GAU DEGAS SCHREITENDE

Phot. Sclvwarzkopf, Zürich

Man liebt die Pferde, man ifl bei den Frauen.
Jawohl — doch wo ift der Unterfchied? Dies
ifl; dasUberrafchende, das Neue, der Beginn der
Wendung: es i(l eigentlich kein Unterfchied
zwifchen den Pferden und den Frauen. Wie jene
nackte Ballerine dort das Bein ftreckt, nach vorn,
nach hinten, flramm, fcharf. wie jene andere die
Arme wirft: dies könnten auch die Beine, Hinterbeine
, \ orderbeine eines Pferdes fein. Die Span -
nung ift die nämliche. Alles ifl: ein Vorgang in
der animalilchen DrelTur. In der animalifchen ?
Als ob ein Pferd eine animalifche Erfcheinung
wäre! Es ifl eine ffeiftige Erfcheinunff. Als der

OD D

LiebeGotl die Bierde fchuf, da hatte er einen der
geillreichflen Augenblicke. Yielleiehl lind diefe
Frauen eher animalifche Figur und l'.llenz als die
Pferde — als der wunderbare „VS itz" diefer
Kreatur. Kurzum und immerhin: man kann die
Kategorien verwechfeln —PferdeundFrauen.
Man kann (ie verwechfeln; denn in beiden ift die
Spannung des animalilchen I'lernenLs, des Leib-

lichen zugleich eine Spannung des Geiftes.W ahr
haftiff: in dielen Pferden ift der Geilt: an ihnen
ift der Widerfchein des Geiftes. Es geflohenen
merkwürdige Dinge. Die Pferde fpringen über die
Grenzen des Rennplatzes hinaus. Sieh dort den
Gaul die vorderen I Tule heben, die Nafe recken,
lieh ihn, wie er mit ängfllichem Auge blickt und
schielt; fleh ihn fcheuen; — lieh dies Tier im Un-
gevs illcn hangen, im Ubergang fehweben; Geh, wie
es einer Seele gleicl 11, die den Weg aus dem Fleifch
in den reinen]Geifl l'uchl. Es ift ein rührender,
nein ein erfchü l lern(Ie r \ lomcnt. Viellcicht flockt
das Pferd nur an einermechanifeben oder phyfi-
fehen Hemmung. Aber es kommt darauf an. w as
mit ihr, aus ihr heraus gefchieht. Es gefchiehl
gleichfam eine A erwandlung. Auch Pferde find
metaphyfifche Gcfchöpfe. Odilon Rcdon hat fie
gekamit. Hier kennt auch Degas fie gut: der
Augenblick jenes feltfam aufgerichteten Pferdes
ift ein Augenblick, der ans Melaphyfifche grenzt,
ins Antike, ins M \ thifche auffteigt. Das andere


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