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H. STEINER-PRAG
So ift Steiner, neben feinem böhmifchen Lands
manne Kubin, wohl der bezwingendfte Dariteller
alterStädte-Romantik, gern mit einemEinfchlag
ins Kriminelle und Spukhafte. Und ganz verwandten
Charakter tragen auch feine Land-
fchaften, gleichviel ob lie bei Prag oder in Spanien
, in der Schweiz oder in Italien lieh befinden
follen. Da fieht man Alleen verlaufener und verwilderter
Parke mit ineinandergefchlungenem
Altegewirr, oder unheimlicheWaldftellen, durch
deren lauernde Finfternis verwirrende Strahlen
dringen; und darin bewegen lieh nicht geheure
Geltalten: Räuber, Schmuggler oder Geifter-
AUS „CARMEN"
befchwörer. Es zuckt und glimmt auf diefen
Bildern, als wehe irgend etwas Furchteinflößendes
hindurch. Dann plötzlich ein kaum erwarteter
Gegenfatz: eine barocke und zierliche Anmut
landschaftlicher Erfcheinung! Etwa eine
fchmucke Terraffe, auf der ein zierliches Paar,
elegant ans Geländer gelehnt, verltohlen und
verliebt miteinander plaudert. Diefes graziöfe
Element in der Kunft Hugo Steiners erfcheint
als dankenswerter Ausgleich zu dem fonlt viel
leicht Bedrückenden des Romantifch-Schau-
rigen. Es weht auf einmal eine leichtere hellere
Luft herein, Mandolincnklänge klimpern da-
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