Augustinermuseum Freiburg i. Br., [ohne Signatur]
Die Kunst: Monatshefte für freie und angewandte Kunst
München, 51. Band.1925
Seite: 374
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JOSEF HEGENBARTH MORGENGESANG (SHAKESPEARE)

LOVIS CORINTH f

l^orinth ist tot. Wenige Tage vor seinem 67 jährigen
Geburtstag wurde er mitten aus dem Schaffen
herausgerissen. Das Dreigestirn einer ganzen
Malergeneration, Liebermann-Corinth-Slevogt, ist
zerstört. Lovis Corinth, der Kraftvollste, ist ausgeschieden
.

Man hat sich gewöhnt diese drei Namen zusammen
auszusprechen, als handle es sich um Künstler
gleichen Lebensalters, gleichaltrige Kampfgenossen
, aber zwischen jedem der Drei liegen
1 o Jahre. Corinth steht in der Mitte. Das bedeutet
für ihn viel. Es bedeutet, daß er von dem schwersten
Kampf um Anerkennung für sich und seine
Art befreit blieb. Liebermann hatte ihn noch mit
Trübner und anderen gekämpft. Corinth fand
einen vorbereiteten Boden, der jedoch noch Geröll
genug bot, um sich ringend durchsetzen zu müssen
und die „Kunst", die stets für ihn eintrat,
stieß zuweilen auf heftigen Widerstand.
Tapiau ist ein kleiner Ort in Ostpreußen, wo
Corinth am 21.7. 1858 geboren wurde. Eine alte

Bauernfamilie aus dem 17. Jahrhundert. Die Eltern
Lohgerber. Auf demHof wächst derKleineauf.
Als erste Jugendeindrücke schildert er die derben
Späße der Mägde und Knechte, wartende Rinder
undSchweine, die frisch abgezogenen Ochsenfelle
und das abfließende Blut, das die Gewässer am
Haus rot färbt. Die dampfenden Eingeweide,
purpur-, blau- und perlmutterfarben, sind seine
ersten malerischen Anregungen. Der Vater kann
sich dem Drängen des Sohnes nicht verschließen
und schickt ihn auf die Akademie in Königsberg;
1880—84 sehen wir ihn in München, wo er
seine Militärzeit abdient. Dann fährt er über
Antwerpen nach Paris. In Antwerpen packt ihn
das erste große künstlerische Erlebnis: Die Flamen
des 17. Jahrhunderts. Brueghel und Teniers, vor
allem aber Bubens und Jordaens. Der ostpreußische
Bauernsohn findet in dieser bodenwüchsigen,
strotzenden Sinnlichkeit die Ureindrücke seiner
Jugend zur Gestalt erweckt, wenn auch zu einer
Gestalt, die ihm, dem Menschen des ig. Jahrhun-

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