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GARTENARCH. K. LUZ-STUTTGAB l
C, \KTE\ DR. A. SC.IIIU I I I
DIE WERKßUNDAUSSTELLUNG „DIE FORM" IN STUTTGART
Im Rahmen des Stuttgarter fCmiftfommers
1921 halte der Deutfche Werkbund in den
Räumen des Handelshofs eine Schau veran-
Italtet, in der nur folehe Gegenftände gezeigt
werden follten, die durch ihre reine Form befriedigten
. Nach dem Programm diefer Aus
Heilung waren Gegenftände mit ornamentalen
Zutaten nicht zngelalTen, jedoch nicht etwa aus
der Ablicht einer Gegnerichalt gegen jedes
fchmückende Element heraus, fondern weil
lieh der Werkhund aus diefer Abgrenzung eine
\ ertiefung und Klärung der künftlerifchen
Lage der Gegenwart verfprach. Das Ganze
tollte mehr eine Anregung, ein ^ erfuch lein,
untere Anfchäuung darüber zu klären, was
aus den taftenden künftlerifchen Beftrebungen
der jiingftvergangenen Jahre fich als wirklich
gültige Form herausgefchält hat und wert ilt,
erhalten zu bleiben. Tatfächlich hat diefe Aus-
ftelhmg zur Klärung unterer heutigen Sachlage
immerhin beigetragen, wenn auch bei der Zer-
rüTenheit unleres Lebens lieh vielleicht nur die
erlten Linien einer geiltigen Gcmeinlchaft abzeichnen
, aus der eine von neuartigen Ideen be-
herrfchte künftlerilche Kultur ausgehen kann.
Daß wir heule zur Beiinnung auf das nur durch
die Sachlichkeit Geforderte zurückgeworfen
find, ift zugleich auch eine \\ irkung, die dem
durch rein äußere \ erhältnüTe herbeigeführten
Zu Ii and unferer wir tfchaf Iiichen Lage ent-
fpricht, denn lic nötigt uns. die Dinge fo zu
geftalten, daß lie der reinen Zweckmäßigkeit
dienen. Diefes Streben nach fachlicher Gelial
tung der Dinge entfprieht aber auch den Bedingungen
von Technik und Indultrie, die noch
immer die beherrlchenden Mächte der Gegen
wart find, denn ihre BedürfnüTe find in der
Regel auf die Erzeugung von fachgemäß kon-
ftruierten MaJDTenwaren gerichtet und nicht aul
Schöpfungen, die den Stempel rein individuelle
!' Vrbeil zeigen. So wird vielfach die Forde
rung, daß Großbetrieb und Kunft zum mög-
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