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PERSISCH-TÜRKISCHER EINBAND 17. JAHRH.
Aus Sarre, Islam. Bucheinbände (Scarabaeus-Yerlag, Berlin)
Gefetzen folgenden oftahatifchen Buch) ans
dem fpätantiken Codex entftanden; und einige
koptifelie und zentralafiatifche Einbandrefte
leheinen uns das verbindende Glied zwifchen
dem Einband des ausgehenden Uteri ums und
dem des islamifchen Mittelalters zu bilden.
Klar fehen wir die Entwicklung erft feit dem
1 1. Jahrhundert, das uns fowohl aus Ägypten
wie Marokko küuftlerilch ausgeführte Bände
liinterlaflen hat. Die Form, die der islamifche
Hand dann bis an die Schwelle unferer Zeit be-
balten hat, ift um 1300 fchon voll ausgebildet:
braunes Schaf- oder Ziegenleder, glatter Rücken
ohneBünde oder Titelau II chrift, dazu die eigen-
tümhehe, zum Schutz des Längsfelmittes be-
liimmtc Klappe. Die Deekel tragen geometri-
fche Ornamente (Abb. S. 45) in Gold, während
die Klappe häufig freieren Arabcskenfehmuck
zeigt. Diefe Einbandform mit ihren örtlichen
und zeithchen \ arianten hluhl in ganz, Nordafrika
, bis fie im 16.Jahrhundert von perfifchen
Formen abgelöli wird.
Denn gleichzeitig war, für uns feit dem 15.Jahrhundert
erkennbar, in Oftperfien ein anderer
Einbandtypus entftanden. Das Technifche des
eigentlichen Einbands ift nicht \ iel anders wie
im \A eilen; der Schmuck aber ift perfilchcr
Art entfprechend um vieles freier und fchon
in den ältefleu uns erhaltenen Stücken (Ahl).
S. 50 u. 45) von größtem Reichtum. Der abgebildete
Band, vielleicht aus Heral ftammend,
ift mit einer Unzahl kleiner Stempeldrucke (man
fehätzt lie auf fall 600000) gemuftert; die Gliederung
des Deckelfeldes in Rahmen, Mittelmedaillon
und Eckzier zeigt fchon das Schema,
das zwei Jahrhunderte fpäter alleinherrfchend
wird. Die Innenfeite (Abb. S. 15) bietet die
gleiche Aufteilung der Fläche, doch lind hier
Mittel- und Fk'kstückc in feinftem Arabeskenfiligran
auf blauen und goldenen Grund geletzt.
Diefe empfindlichere Schmuekform blieb den
gefchützteren Innenfeiten vorbehalten und
wurde für perfifche Prunkbände allgemein.
\ üin 16. Jahrhundert an w urde der Schmuck
der ^.ußenfeiten Halt mit vielen kleinen Stempeln
von einer einzigen Platte gepreßt, wobei
die fchon gefchilderte Flächeneinteilung herr-
fchend blieb. Neben realiftifchen Ranken fpielt
jetzt als Flächenfülhmg das chinefifche \\ ol-
kenband die Hauptrolle; ins Mittelfeld werden
in Perfien gern TiergrujDpen (Abb. S. 44) gefetzt
. Die Türkei, die wie fo viele perfifche
A orbilder auch diefe Bandform übernahm, begnügt
lieh auch im Mittelfeld mit pflanzlichen
oder fymbolifchen Motiven.
Neben diefen Lederbänden entftehen in Perfien
feit dem 16. Jahrhundert zahlreiche Hände, bei
denen die Deckel aus Pappe mit Lackbemalung
beliehen. Da iit dann der Schmuck des Bandes
nicht Aufgabe des Buchbinders, fondern des
Malers, in älterer Zeit dienen als Vorwurf
meift Landfchaften mit Tieren (Abb. S. 46),
gelegentlich auch mit IVlenfchengruppen (Abb.
S. 4y), ganz im Stil der gleich zeit igen Miniaturmalerei
. Die fpätere Zeit, allmählich an künfi
lerifchem Können verarmend, bevorzugt einfachen
Blumenfchmuck (Abb. S. 19). Ahnliche
Bände lind, je fpäter defto geringer an Qualität,
in Perfien bis ins 19. Jahrhundert hergeltelll
worden.
Mich beim Lederband haben lieh feil dem
17. Jahrhundert einfachere Formen durchge-
fetzt. Das allgemeine Schmuckfchemä bleibt,
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