Augustinermuseum Freiburg i. Br., [ohne Signatur]
Die Kunst: Monatshefte für freie und angewandte Kunst
München, 52. Band.1925
Seite: 67
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ARCH. F. HÖGER-HAMBURG

DAS CHILEHAUS IN HAMBURG. ARKADEN AM BURCHARD-
PLATZ. PLAST. SCHMUCK VON BILDH. R. KU OHL-HAMBURG

den Pfeiler beftimmt (fielie Schema S. 58). Das
ein f'achfte Motiv der Reihung fetzt in unendlicher
enger Wiederholung Pfeiler an Pfeiler. Es ent-
fteht ein feinfädiger Vertikalismus, der durch
Doppelrhythmus — alfo durch zwei verfchie-
dene FafTadenmotivc — oder durch Großachfig-
keit — alfo durch ein breites Zwifchenfeld —
niemals erreicht worden wäre. Der Pfeiler weift
in jeder fiebenten Schicht eine Drehung der
Steine auf, und mit diefer Markierung, die wie
die atmenden Poren an einem lebendigen Leib
wirkt, ift die dominierende Tonart angefchlagen
und gegeben. Aus dem Material, Bockhorner
Klinkern, ift das Letzte herausgeholt. Die Steine
find abfichtlich dritte Qualität, weil fie dadurch
verfchiedenes Ausfeilen haben. Der eine Stein
ift immer noch mehr verbrannt und verfintert,
noch krummer und fchiefer als fein Nachbar,
der eine ift ganz rauh, der andere blank wie
buckliges Glas. Die dunkel violettbraunen Klinker
haben aber nicht nur farbige Wirkung,
fondern, was viel wichtiger ift, ftarke Spiegel-
■oder Reflexwirkung. In ihnen liegt der Reiz des

Ganzen und das feine Reagieren auf jede Wetter
- und Lichtwirkung.

Bei einer beliebigen Sonnenftrahlrichtung lind
am Pfeiler nicht weniger als 9 unmittelbare
Lichtwerte (liehe Schema S. 58) vorhanden, die
durch die verfchiedene Richtung und Stellung
der FalTadenteile, ferner durch die Schlagfchatten
und Reflexlichter in unerf chöpflicher, rhythmi-
fcher Wiederkehr vervielfältigt werden. Gleichzeitig
tritt in arithmetifcher Progrefhon durch
das Verhältnis der PfeilerabHände zu den
Schichtenhöhen eine dreifache Diagonalwirkung
in der Frontftruktur auf, die das Auge an
ein feftes, ftraff organifiertes Blicknetz von erhabener
Wirkung zwingt. Wenn z. B. zwifchen
2 und 3 Uhr nachmittags die Sonne an der
großen S-Kurve immer nur einen Diagonalftein
der 7. Schicht grell beleuchtet, während alle
anderen Millionen Steine des Haufes den reich
abfehattierten Hintergrund bilden, glaubt man
in einen zauberhaften Sternenhimmel zu blicken.
Ein nicht minder überrafchendes Bild muß fich
ergeben, wenn im Winter an den Binder!chich-

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