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ARCH. H. E. ACHILLES-MÜNCHEN
WANDTAFEL IN LACKARBEIT, SCHWARZ UND GOLD
UBER LACKMOBEL DES INNENARCHITEKTEN ACHILLES
Lackmalerei, als Technik frei von aller Ge-
j bundenheit, zum malerifchen, nicht tekto-
nifchen Aufbau prädeftiniert, überzieht das
Möbel anders als die Intarße. Darin liegt hoher
Reiz, aber zugleich Gefahr.
Mit den hier gezeigten tüchtigen Möbeln hat
lieh Architekt Achilles und mi t ihm die Münchner
Schreinerwerkftätten das Verdienft erworben
, zum erbten Male wieder diefer alten und
früher in hohem Anfehen gewefenen Technik
einen Boden bereitet zu haben.
Denn was fonft an folchen Arbeiten in den
letzten Jahren und Jahrzehnten Revue pafliert
hat, ift nicht zu nennen. Diele Bazarware, die,
der letzte ekelhafte Nachklang einer einft vornehmen
und äußerft hochwertigen Erzeugung,
Europas Städte wie den Often überfchwemmt
hat. So weckt der Begriff Lackware, ob Möbel
oderBijou, in uns Vorftellungenhöchfter Kultur
und höchfter Unkultur zugleich.
In uralten Anfängen, die wohl bis vor die
Sung-Zeit noch zurückgehen, hat China (wie
auch Perüen und Indien) Lackmöbel hoher
Qualität erzeugt und Japan hat mit folchem
Glück gelernt, daß man in Europa lange Zeit
der Meinung war, Japan fei ftets in diefer Km ift-
übung das führende Land gewefen. Zweifellos
waren aber die chinefifchen Lackarbeiten der
frühen Zeit ebenbürtig der ernften und ftarken
Kunft von Chinas Frühzeit in den andern Gebieten
: feinen Bauten, feinen Sakralbronzen,
feiner Keramik. — Der Export der Lackarbeiten
nach Europa fetzt dann mit der Tätigkeit der
Compagnie des Indes fchon mit dem 17. Jahrhundert
ftark ein und was wir dann an Lackarbeiten
über Frankreich (Inventare der Krone
verzeichnen zahlreiche Lackmöbel) nach allen
europäifchen Flöfen und Adelsfitzen zumeift
importiert bekommen haben und jetzt in den
Fluchten und Räumen des 18. Jahrhunderts
erblicken, ßnd Erzeugnifle fpäter chinefifcher
Kunft im Charakter der Yung-Tfcheng- und
der Kien-Lung-Zeit und japanifcheI Arbeiten.
Wir haben fehr genaue Berichte über die Her-
ftellung der Lackarbeiten im Often. Eingehend
erzählt in feiner „Memoire sur la Vernis de la
Chine" der Jefuit Peter d'Incarville. Wir fehen
daraus, welch unendliche Sorgfalt die einliefen
auf die Gewinnung, Zubereitung und
künftlerifche Auswertung der Lacke verwendet
haben.
In Europa (und zwar zuerft in Holland, England
und Frankreich — dort feit etwa 1730
die Brüder Martin: Vernis-Martin —) ift die
Technik— nachdem die Lackarbeiten erft auf
Beftcllmig im Often angefertigt wurden, fpäter
fogar die Möbel nach europäifchen Zeichnungen
dort hergeftcllt und mit Lackmalerei ver-
Dekorative Kunst. XXVIII. 3. Dezember 1924
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