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ARCH. H. E. ACHILLES-MÜNCHEN PLATTE DES TEETISCHES IN LACKARBEIT
(ABB. S. 76)
architektonifchem Gefühl. In ihren großen,
einfachen und ftets guten Proportionen geeignet
für die ruhig ftrenge und faft fachliche
Haltung moderner Räume.
Das Strenge nur gemildert durch das, was
eben der Lack — mehr noch als die FIolz-
intarfie — gewährt: die reiche Ornamentik,
die faft bis zum Bildhaften Führt. Unfere in der
neuzeitlichen Möbelentwicklung immer noch fo
ungefüllte Sehnfucht nach dem Ornament wird
hier, wenn nicht befriedigt, — denn es handelt
lieh doch im wefentlichen um eine freilich
durchgearbeitete Nachempfmdung alter Weife
— fo doch angeregt und nicht enttäufcht.
Achilles ift mit feinem Takt vorgegangen. Er
hat lieh in den farbigen Valeurs beherrlcht, er
bleibt bei den tüchtigen Anfängen chinefilchen
Lackvortrags, obfehon die reichere Entfaltung
der Technik ein Leichtes wäre, wir treffen nur
Rot mit Gold oder Gold mit Schwarz, keine
Konkurrenz zu Bildern durch allzu farbigen
Lack, keine Übertragung der Malerei auf einen
Stoff mit anderen Gefetzen etwa durch allzu
leichten und flüffigen Vortrag, trotz der gegebenen
verlockenden planen Bild-Tafel (die Lacktechnik
hat fönst im V erlauf die verschiedenften
oft nicht mehr erfreulichen Differenzierungen
gezeitigt: vom Aventurin, dem Golditaub in der
Art des Glimmers zu Einlagen von Goldjjläll-
chen, Perlmutter bis zu vielen bunten Farben,
ja fogar gebranntem Ton). Achilles hat die Möbel
nicht wahllos mit Bildern überfponnen, wozu
diefe Technik mehr noch als die Intarfie verführen
könnte, fondern alle diefe Veduten, die
fpielerifch erzählen von Tempeln in einer heiteren
Landfchaf t, von Pagoden, von Flußfahrten,
heiligen Bergen und gewölbten Brücken, die über
geheiligte WafTer führen, alle diefe Landfchaf ten
find in einem neueren tektonifchen Gefüge vorgetragen
, angepaßt den Funktionen des Möbels,
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