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BRUNO PAUL-BERLIN
GERSON-RÄUME. ANKLEIDEZIMMER
ein weißer Haupt ton. Die Gardinen dazu weinrot
, die Sitzmöbel in vcrfchiedenen Farben. Ein
erlefenes Stück ift der Teppich mit dem Stern
motiv in der Mitte in Blau-Grau-Grüngelb und
mit den Blumenzweigen inRofa und betontem
Grün. Auch in dem benachbarten Speifezimmer
forgt der Teppich mil dem grauen Grundton
für eine wärmere Schattierung der fonlt auf
reinliche Helligkeit geileilten färben, die dem
Zweck des Raumes entfprechen. Ausgezeichnet
ift es, wie zu dem ovalen Eßtifch (gleicb den
übrigen Möbeln in kirfchholz gehalten) der
Grundriß des Zimmers fclbft mit den abgerim-
detenEcken — hier zwei Türen, dort zwei eingebaute
Glasfcliränke für blanke Poterien —
eine Formparallele bildet. Stuhlbezüge und Gar
dinen in Streifen, gram^osa-hellgelbgrün. M ei Ii er
lichifi die Linienführung der Meflingkrone, die
in ihren offenen Formen fo fchön den Ranm-
vrerfiältnnTen angepaßt ift und dem ganzen einen
funkelnden Mittelpunkt gibt.
So fchließt lieh das Gefamtw erk diefes Zimmer
f\ licms zugleich abwechflmigsreich und ein
heillich zufammen. Paul darf es als einen Denk
Hein feiner Jahreswende betrachten, die aber
keine Lebenswende bedeutet. Das Schickfal hat
ihm unmittelbar nach jenem Geburtstag im Januar
eine fchwere, einen laglaug fogar rechl
bedrohliche Attacke1 auf feine Gefundheit gc-
fchickt — aber, wie es kerngefunden Menfchen
oft gefchieht, wie es namentlich Goethe To oft
erfuhr, gerade diele Attacke ha1 ihn durch
ihre Lberw indung neu gekräftigt. Das mag ihm
als ein Zeichen dafür gellen, dal) die Götter
auch fiir feine Arbeit noch eine neue Jugend
frifche in Bereitfehaft halten. \L\ Osbom
9°
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