Augustinermuseum Freiburg i. Br., [ohne Signatur]
Die Kunst: Monatshefte für freie und angewandte Kunst
München, 52. Band.1925
Seite: 129
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/die_kunst_52_1925/0159
LUDWIG RUFFS KRIEGERGEDÄCHTNISMAL IN WEISSENBURG i. B.

Das Kapitel von den Kriegergedächtnis-
mälern ift eines der traurigften in der
neueften deutfchen Kunftgefchichte. Wie uii-
fere bildenden Kiinftler nach dem gewonnenen
Krieg 1870/71 verlagten, als lie den gefallenen
Söhnen des Landes Ehrenzeichen fetzen lollten,
fo begibt es lieh jetzt nach dem verlorenen
Krieg 191^—18 aufs neue. Nur ganz leiten
findet lieh in dem Wuft von Mißverftändniften
und platten Alltäglichkeiten eine haltbare künft-
lerifche Leiftung, die Schönheit und Würde,
Ernft und Kraft der Erfindung vereint und den
Gefühlen der Auftraggeber, die wie aus einem
Nebel heraus nach einer künftlerifchen Geftal-
tung greifen möchten, die ihnen das Gedächtnis
der Verlorenen, Lieben fchaubar machen
foll, entgegenkommt.

Man ift defto beglückter, wenn eine Schöpfung
von der Art, wie lie der Nürnberger Baukünftler
Ludwig Rulf für die mittelfränkifchc Stadt
Weißenburg gefchaffen hat, den Beweis erbringt
, daß auch auf dielem Gebiet architekto-
nifcher Problem- und Aufgabenftellung Löfun-
gen gefunden werden können, die vor dem Urteil
der Gegenwart und der Zukunft ehrenvoll
ftandhalten. Rulfs

Weißenburger
Denkmal ift der
vorbildliche Typus
des Krieger-
2>edächtnismals im
Walde, gebettet
ins Grün, ganz
eins mit den Bäumen
und dem ve-
Leben
gleich-
f am ge wach! en wie
der Wald felbft,
Natur, reich, überquellend
und doch
herb und nicht
leicht ausfmdbar,
wie es Gedächtnis-
mäler der neueften
Zeit zu fein
pflegen: muten
die doch zumeill
an wie allzu fimple

aus-

1-

getadven
ringsum,

Rechenaufgaben.

GßJJNDBJSS,

Der Grundriß ift klar, aber gleichwohl erfindungsreich
, denn in ihm vereinigt lieh das
Grundprinzip eines Rundbaues mit dei
gefprochenen Form des Eckigen und
gen, allo gleichlam Strenges und Zartes, und
dies gibt einen guten und ftarken Klang. Die
Mannigfaltigkeit der Erfcheinung ift erftaun-
lich, obwohl es keine „Schauleite" gibt, und
das Denkmal präfentiert fich von jeder Anficht
gleich ; indelTeii genügen ein paar Schrille
nach links oder rechts von dem Denkmal
weg oder zu ihm hin, um es in neuer Wirkung
ericheinen zu lallen. Es ift gleichlam
etwas Lebendiges um diefes Werk. Ohne alle
Mätzchen fteigt es in breitverllrichenem Ziegelbau
auf mit einem einfachen Denkftein im
weitoftenen Inneren. In diefem zur Höhe hin
aufgefchloHeneii Inneren gibt es nichts an
Allegorien und fymbolhaften Dingen. Der
Stein mit der Infchrift und der Urne als Be-
krönung dominiert, er nimmt die Mitte ein
und gibt, von der reinen, wie in unlere Zeit
überfetzte Gotik wirkenden Architektur hinweg
, die Verbindung zu den Schrifttafeln
und zu den von dem Nürnberger Bildhauer

Roth modellierten
kraftvollen,
den Jüngling und
den Mann, beide
im Dienfte der
gleichen Pflicht,
cha rakterili eren-
den Kriegerköpfen
. In diefer Lebendigkeit
der Architektur
aber ift
etwas, das fich anläßt
wie eine Idee,
etwas, das gewif-
1 ermaßen predigt
: auch jene,
zu deren Gedächtnis
diefes
monumentale Mal
getürmt wurde,
leben weiter im
Geilte, und die
Erinnerung an
fie ift unauslöfch-
bar. w.

-

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