Augustinermuseum Freiburg i. Br., [ohne Signatur]
Die Kunst: Monatshefte für freie und angewandte Kunst
München, 52. Band.1925
Seite: 141
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EUGEN SCHMOHL

VERWALTUNGSGEBÄUDE DER BORSIGWERKE, TEGEL

DER STIL IM STÄDTEBAU

Eine Rede, gehalten am 28. März 1924 in Augsburg von Prof. Dr. Theodor Fifcher

I

11 Bayern haben wir eigentlich keine Großftadt,
die man erft bei der Million zu zählen anfängt.
Augsburg und Nürnberg find große Städte und
als folche im Sinne des Städtebaues ein Mifch
typ, und München bleibt hoffentlich auch das,
was es ift, nämlich die behagliche große Stadt,
in der einer, der es will, die Großftadt, und ein
anderer, der fo will, die Kleinftadt findet.
Die mittleren aber und die Kleinftädte wachfen
Crescant, vivant, floreant! Sie wachfen und
nichts wird da gegründet. Oder meint ein Techniker
, der den Baulinienplan macht, von lieh,
er gründe da eine Stadt! Er weiß zu gut, daß
das, was er tut, nur eine allgemeine Leitung der
einzelnen, in langen Zwif chenräumen eiiifetzen-
denPrivattätigkeit ift, eine Sicherung der öffentlichen
Belange des Verkehrs und der Volks-

gelundheit. Nicht mehr! Der Belitz in leiner
Vielgeftaltigkeit will und muß beachtet werden;
noch herrlcht in der Mittelftadt nicht die MafTe
der gleichgearteten Bedürfnifie, die zum Schema
drängt. Aber dem Typ arbeiten wir entgegen,
er kommt von felbft, fo wild lieh der Individualismus
auch noch geberdet. Der Typ ift jedoch
keine Kongruenz der Formen, fondern nicht
mehr, als ein Blatt vom Baum, das keinen ganz
gleichen Nachbar hat. Die Entwicklung ge-
fchiehthier nicht in großen planmäßigen Etappen
und Räumen, fondern fie ift vereinzelt,
fprungweife, vielleicht fogar launifch wider-
ftrebend zum Lntietzen des ftädtifchen Tiefbauingenieurs
. Es ift aber falfch, das für falfch
zu erklären; fondern es ift eben das Leben, das
in diefer Form fein Recht verlangt, aktives

i4i


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