Augustinermuseum Freiburg i. Br., [ohne Signatur]
Die Kunst: Monatshefte für freie und angewandte Kunst
München, 52. Band.1925
Seite: 147
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L. HOLL

ZIERSTÜCK

ZU DEN ARBEITEN DER KERAMISCHEN WERKSTATTEN

IN MÜNCHEN-HARLACHING

Die Töpfer führen als einzige Handwerks-
gilde den Herrgott im Wappen — er war
der erste Töpfer, denn er schuf den Menschen
ans einem Erdenkloß. Alle Völker der Erde
haben sich mit der Töpferei beschäftigt, die alte
Töpferscheibe, seit uralten Zeiten bestehend, hat
keine Veränderung erfahren, die Maschine fand
keinen Eingang.

Das Töpferhandwerk muß handlich betrieben
werden, um dem Material gerecht zu werden.
Töpferton ist mit der feineren Porzellanerde
nicht zu vergleichen, dalier muß die Arbeitstech
uik eine andere sein.

Bildhauer schneiden in Holz, behauen Marmor
und Werksteine, modellieren für Bronzeguß,
aber Gebilde aus Töpferton können nur Töpfer
schaffen, wie die guten alten Ofen des Mittelalters
und des Barocks zeigen.
Der Ofen muß geformt, in sich aufgebaut werden
, die guten Vorbilder der Alten schufen daher
keine Architekten, sondern Töpfer. Der
Reiz dieser Ofen liegt nicht in der durchgebildeten
architektonischen Form, sondern im Zufälligen
, wie es das Material ergibt und in den
Einfällen, wie sie der Handwerker während der

Arbeit hatte. Das knetbare Material wächst
unter den Händen.

Die Meister der alten Schule, nicht verbildet
durch Zeichenstunden, sondern selbst gebildet
durch Absehen von der Natur, sind fast ausgestorben
. Ihre Nachfolger verlegten sich auf das
Kopieren, verzichteten jedoch dabei darauf, die
Ofen frei zu modellieren, nahmen Gipsformen,
die den daraus geformten Stücken etwas Starres,
Unpersönliches geben mußten.
Kopieren ist ja leider immer ein Zeichen, daß
nichts Neues geschaffen wird. Die Ofen der
letzten Periode wurden von Architekten gezeichnet
.

Wenn schon ein Stuhl schwerer zu zeichnen
ist wie ein Haus, so ist ein Ofen noch schwerer
zu schaffen wie ein Stuhl. Ein Ofen kann nicht
gezeichnet werden, sondern er muß aus dem
Material unter den Händen entstehen. Hierbei
muß der Töjafer architektonisches Gefühl haben
, bildhauerisch das Material behandeln können
, die Geheimnisse der Glasur beherrschen
und die Konstruktion gestalten, damit der Ofen
gut heizt.

Die Keramischen Werkstätten in Harlaching

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