Augustinermuseum Freiburg i. Br., [ohne Signatur]
Die Kunst: Monatshefte für freie und angewandte Kunst
München, 52. Band.1925
Seite: 177
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VALLY WIES KLTHIEK

KRUGE

ZU DEN ARBEITEN VON VALLY WIESELTHIER

Was an den Figuren Vally Wieselthiers uns
anspricht, ist nicht die Vollkommenheit
oder Schönheit derselben, sondern der Reiz ihrer
besonderen Bewegtheit. Trotzdem diese als Zufälligkeit
wirkt, die aus dem Leben erfaßt scheint,
läßt sie sich vom Gegenstand nicht wegdenken.
Demi hier decken sich Wesen und Erscheinungsform
dergestalt, daß eine kleinste Änderung,
ein Früher oder Später des erhaschten Augenblicks
das hypothetische W'esen selbst vernichtet
. Hier ist keine Handlung, sondern eine Haltung
, wie Diderot von Werken aus ähnlicher
Wurzel sagt. In solcher Kleinplastik aus Porzellan
oder Fayence wird niemals ein etat d'ame
dargestellt, und die überspitzte Sinnlichkeit ihrer
Bewegungen gehört heute wie damals nicht mehr
der Natur allein an. Anstatt der natürlichen
und starken sinnlichen Triebe, die den Willen
wecken und zu einem entschlossenen Handeln

antreiben, versucht hier ein fast frivoler Geist
aus Gewöhnung die Sinnlichkeit durch absichtsvolle
Spielerei und Koketterie zu erregen und
gefällt sich dann wie im Rokoko in einer Art
mondänen sittlichen Freiheit.
Alle solchen Kunstwerke stehen am Ende einer
sterbenden Kultur. Im Anfang die überstarke
Empfindung, die der Geist noch nicht zu meistern
weiß, auf der Höhe der Ausgleich zwischen
tiefstem Wollen und ebensolchem Können
und schließlich der auf bewußte Wirkung
gerichtete Witz der Erfindung, in dem die
Eindrucksresultante sich nicht aus kraftvoller
Wirkung und Gegenwirkung, sondern aus einem
Spiel von Gegensätzen sich ergibt, die ein scharfer
Verstand erst erfindet. Daher steht der reizvollen
Bewegung und einem feinen Köpfchen
wieder Körper und Details entgegen, deren
Plumpheil und Oberflächlichkeit der Durchbil-

Dekorative Kunst. XXVIII. 7. April 1025

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