http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/die_kunst_52_1925/0217
VALLY WIESELTIIIER
VENUS UND AMOR
dung dem Ganzen fast den Ausdruck des Gro
tesken verleihen. Eben durch diesen bewußten
und berechneten Hinweis auf die Nichtübereinstimmung
einzelner Teile der äußeren Erscheinung
des Gegenstandes mit seiner Bewegungs-
tendenz erhält derselbe die Bedeutung eines
o
überkultivierten und mehr geistigen Wollens.
Eine heitere Phantasie stellt das verkehrte Treiben
unserer Tage ästhetisch dar, um nicht minder
eindrucksvoll hinter scherzhafter Maske
manches Bleibende auszusprechen.
Dein Negativen solcher Kunstproduktion wird
dadurch die Spitze abgebrochen, daß es eine
weibliche Hand ist, die diese liebenswürdige]!
Spielereien herstellt, wie ja fast alle Keramik in
Wien von Frauen kommt. Das Feminine wird
hier von seinen eigentlichen Objekten dargestellt
, anders als im Rokoko, wo die Frau stets
und ausschließlich das Ziel aller Betätigung war.
Einer verblassenden Wirkungsform wird im
Selbsterhaltungstriebe der weiblichen Koketterie
noch ein letztes Leben eingehaucht, che der
Rhythmus der neuen, technischen Zeit diese
hübschen Spielzeuge Innler sich läßt.
Dr. Armand Weiser
*79
24*
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/die_kunst_52_1925/0217