http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/die_kunst_52_1925/0227
JOSEF WACKERLE WANDFÜLLUNG „DIE KELTER"
Vergoldete Schnitzerei auf hellgelbem Schleiflack
Ventilation gestattet, deren weiche Hohlkehle
überleitet zu dem flachen Spiegel, der in der
Mitte einen prunkvollen Beleuchtungskörper
trägt. An den Nischen dämpfen schwere Vorhänge
die Kontur des Ausschnitts: Tonig rote
Seide in schwer lastendem, faltigem Damast.
Von der mit einem als Stern gezeichneten Gitter
durchbrochenen Nischendecke hängen Lüster
mit blitzenden Prismen und schlanken Blättern
aus Kristall. Die den ganzen Raum durchflutende
Helligkeit von Schleiflack, Schnitzerei,
blankem Messing und sprühenden Glaskörpern
wird getragen von dem Bordeauxrot des Teppichbelages
, der mit seinem tiefen Ton und seinem
großmustrigen Ornament die Fülle lebendiger
Details in den großen Gegensatz Hell —
Dunkel hineindrängt. Der gleichen Aufgabe
dienen die Möbel: Ledersessel in Rot und
schwellende Klub-Garnituren mit großblumigem
Goldtonmuster auf rotem Grund.
Fünf Stufen führen von hier, vom eigentlichen
Weinrestaurant, nach oben, führen aus der
blitzenden Lichtfülle in die vornehme Schlichtheit
warmer, dunkler Vertäfelung. „Schlichtheit
" nur als Stimmungswert. Denn das Material
selbst ist von einem Reichtum, der den Eindruck
von vorher eher erhöht als mildert. Unter der
spiegelnden Politur leuchten in auserlesener
Wahl und in meisterhafter Zusammenstellung
der Strukturlinien und der Nähte über dem auf
187
25*
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/die_kunst_52_1925/0227