http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/die_kunst_52_1925/0238
KNAPPE, FINSTERWALDER UND WECHS
MODELL DES MÜNCHNER KRIEGERDENKMALS
NACH SEINEM ENDGÜLTIGEN AUSBAU
DAS MÜNCHNER KRIEGERDENKMAL
Die Idee des von Knappe, Finsterwalder und
Wechs ausgeführten Kriegerdenkmals ist
die einer Kiypta. Auf zwei Reihen niedriger,
parallel und eng zusammengestellter rechtwinkliger
Blöcke liegt ein dicker, breiter (aus mehreren
Stücken zusammengesetzter) vollkommen
rechtwinkliger Block als Bedachung. Durch
die schmalen rechteckigen Offhungen zwischen
den Stützblöcken führen Stufen in das Innere
der Krypta. In deren Längsachse liegt auf niederer
Platte, die mit warmgetönten Backsteinen
belegte Bodenfläche der Krypta zum großen
Teil einnehmend, die überlebensgroße Figur
eines Soldaten von Bernhard Bleeker.
Wie sich aus dem Modell ergibt, soll im zweiten
Baulos durch eine senkrechte übermannshohe
Futtermauer ein das heutige Denkmal einschließender
Ehrenhof gebildet werden. An den
Wänden dieses Ehrenhofes sollen die Namen
der Gefallenen — an den Schmalseiten durch
Reliefs unterbrochen — angebracht werden.
Die Stärke der Anlage liegt darin, wie der
Kryptaraum, der Kryptabau, der Ehrenhof und
die den Ehrenhof umfchließende Mauer aufeinander
bezogen sind. Die Abmessungen des
Ehrenhofes geben dem Beschauer Anweisung
für den Standpunkt, den er bei der Betrachtung
einzunehmen hat. Der Ehrenhof schafft den
Raum, in dem der Kryptabau erst lebensfähig
wird. Die rechteckigen Wände des Ehrenhofes
in ihrer Distanz und in ihrer Höhe bilden die
notwendige Resonanz für die parallelen Steinkuben
des Kryptabaues. Es ist von größler
Wichtigkeil, daß der Hof gerade so groß wird,
wie er geplant ist. Mit guter Absicht sind die
Läufe der Zugangstreppen im rechten W inkel
gebrochen, um dem Ehrenhof den Eindruck
eines völlig geschlossenen Raumes zu sichern.
Geschickt gewählt sind die Punkte, wo die Treppen
in die Umfassungsmauer einschneiden.
Empfunden im Sinne der räumlichen Suggestion
des Sichöffnens ist der Umstand, daß die unteren
Läufe breiler sind als die oberen.
Es gewährt der Anlage einen gewissen tektoni-
schen und räumlichen Reiz, wie ausschließlich
mit den elementaren Richtungen der Senkrechten
und der Wagerechten, wie ausschließlich
mit der einfachen Form des rechtwinkligen
Prismas, wie mit dem Reiz der Abfolge und
der gegenseitigen Bezugnahme j^aralleler Flächen
, wie mit dem Reiz der einfachen Klarheit
des rechten Winkels, wie mit der Spannung
zwischen Körper und Leere gearbeitet
ist. Unbeschadet des bewußt angestrebten Gegensatzes
des Flachen und Gelagerten des Denkmals
zu dem ragenden Hochbau des Armeemuseums
, unbeschadet des bewußt gewollten
Tones des Elementaren und Schlichten wäre
doch zu bedenken, ob es nicht möglich gewesen
wäre, die Proportionen und die Konturen —
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