Augustinermuseum Freiburg i. Br., [ohne Signatur]
Die Kunst: Monatshefte für freie und angewandte Kunst
München, 52. Band.1925
Seite: 201
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STAATL. PORZELLAN-MANUFAKTUR MOSKAU

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NEUES RUSSISCHES PORZELLAN

Das moderne rassische Porzellan, welches im
Ausland einen fast größeren Erfolg aufzuweisen
hat als in Rußland selbst, stellt etwas
vollkommen Neues und Eigenartiges in der Geschichte
der Keramik dar. Darin spiegelt sich
klar die Epoche der Revolution. Der Schöpfer
und die Seele der künstlerischen Arbeit ist S. W.
Tschechonin, der schon im Jahre 1917 von der
Fabrik als Mitarbeiter gewonnen wurde und von
dieser Zeit ab als ständiger Leiter in der Malabteilung
fungierte, fm Gegensatz zu seinen
Vorgängern, welche wie er zu graphischen Motiven
grillen (E. E. Lancere, Woronjez u. a.),
es aber nicht verstanden, sie dem Porzellan anzupassen
, hat Tschechonin zwischen den trockenen
und scharfen Kontrasten Schwarz und Weiß
und den verschiedenen Formen der Porz eil an-
erzeugnissc eine enge Verbindung hergestellt.
Er war der erste, der in die Graphik Farben
und Gold brachte; dieser Zusalz allein wäre
wohl kaum genügend gewesen, dem Künstler
gelang es aber, eine Verbindung zwischen dem
Porzellan und der Komposition seiner Bilder
herzustellen und die Graphik zugunsten des
Porzellans zu transformieren.
Tschechonins Arbeit auf dem Gebiete der Keramik
kann man in drei Gruppen einteilen: in
eine graphische, eine malerisch-graphische und
eine malerische.

Zur ersten Kategorie gehören die Zeichnungen
in Schwarz, welche manchmal eine Wiederholung
oder Variante der Buchillustration des
Künstlers darstellen. Sich der Form und dem

Charakter des Porzellans anpassend, bringt er
in die Bilder entsprechende Veränderungen in
der Komposition. Nicht selten wird von ihm
eine zweite Farbe, meistens die rote, rotbraune
oder gelbe, angewandt. Die Kombination von
nur zwei Farben, der schwarzen und irgend einer
anderen, erweckt den Eindruck von Strenge,
Ruhe und Einfachheit. Manchmal fügt der
Künstler auch noch Gold hinzu, aber zurückhaltend
und nur in kleinen Mengen.
Zur zweiten Kategorie, d. h. zu den graphisch-
malerischen Arbeiten, gehören diejenigen Zeichnungen
von Tschechonin, in welchen die Konturen
und Flauptlinicn graphisch dargestellt
sind, d. h. mit geraden schwarzen Strichen, während
die ganze Zeichnung bunt bemalt ist (gewöhnlich
nach Art der Aquarelle mit dünnen
Farben). An dieser Stelle scheint der Künstler
auf der Grenze zwischen Malkunst und Graphik
zu balancieren: für die Malkunst ist es zu
zeichnerisch und tot, für die Graphik zu dünn
und unbestimmt, unabhängig aber von beiden,
d. h. an und für sich als etwas Malerisch-Graphisches
, ist es etwas Gelungenes und Eigenartiges
.

Zu den rein malerischen Arbeiten endlich gehören
die Sachen, die nur mit Farben gemalt
sind, ohne Zuhilfenahme der Graphik.
Von den Erzeugnissen letzterer Art hat Tschechonin
sehr viel geschaffen. Zu diesen gehört
auch z. ß. ein (vom Jahre 1918 stammender)
populärer Teller mit einer blauen Sense, einem
Flammer und auf dem ganzen Felde zerstreu

Dtkorative Kunst. XXVUT, 8. — Mai 1925

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