Augustinermuseum Freiburg i. Br., [ohne Signatur]
Die Kunst: Monatshefte für freie und angewandte Kunst
München, 52. Band.1925
Seite: 214
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/die_kunst_52_1925/0258
FRANZ ANTON BUSTELLI

begleitet. Die Herren meist in Kniehosen und
steifem Uberrock, die Damen in eleganter Krino-
line oder im Hauskleid, dem sogenannten Schleuder
, oder in einem neckischen Neglige. Auch das
„Kammermädchen" mit dem Schoßhund und
der „Bediente" mit dem Mantel seines Herrn
dürfen nicht fehlen. Die feine Pikanterie, die
der Zeitstil liebt, ist in der Dame, der ein bissiger
Köter den Rock zerreißt, so daß der reizende
nackte Körper hervorlugt, und ihrem
Gegenüber, dem „schadenfrohen Soldaten",
ebenso diskret wie amüsant zum Ausdruck gebracht
.

Eine zweite Reihe künstlerischer Figuren geben
die sogenannten „cris de Paris" wieder, Handwerker
, Verkäufer und Ausrufer, die lange Zeit
in allen Porzellanfabriken ein beliebtes Motiv
waren. Aber es ist hier nicht, wie wohl anderswo
, einer der zahlreichen Kupferstiche dieser
Art ins Plastische übersetzt, sondern der Künstler
sah sich etwa auf dem Schrannenplatz oder
auf dem Kräutelmarkt in München die Leute
an, die dort ihren Kram feilhielten und brachte
sie, verfeinert allerdings und idealisiert durch
seine Formensprache, in zierlichen Figürchen

KASMANN UND EIERGRETL

zu neuem Leben. Solche Markttypen wie die
„Täublinggretel", die köstliche „Schwammerl"
zum Kauf anbietet, der „Kasmann", die „ Apfel-
kramerin",die „ Ayergretel", der „Fischhändler"
mit einem riesigen Isarfisch und andere ehrbare
Genossen geben sich hier ein Stelldichein. Ihnen
schließen sich an „Landbote", „Läufer mit Kon-
sortin", Bettler und Bettlerin", „Einsiedel und
Pilgrim". Der „Läufer" mit seiner Liebsten
kann durch den Bettler und die Bettlerin zu
einer Gruppe ergänzt werden, so zwar, daß auf
der Seite des Mannes die bettelnde Frau steht,
der Bettler auf der andern Seite neben der Kon-
sortin, die ihm eine Münze in den Hut wirft.
Bei der Bekleidung gerade dieser Leute ist übrigens
auch in der Farbenwahl eine kräftige und
etwas derbe Fassung zum Ausdruck gebracht,
wodurch diese Art der Kleidung dem delikaten
Geschmack im Kostüme der Kavaliere und
Damen gegenübergestellt werden soll. Die Vorliebe
gerade für solche Figuren erklärt sich übrigens
vor allem auch aus den bäuerlichen Maskeraden
und Handwerkeropern, die eben um
die Mitte des 18. Jahrhunderls an allen Fürsten-
höfen im Schwange waren.

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