Augustinermuseum Freiburg i. Br., [ohne Signatur]
Die Kunst: Monatshefte für freie und angewandte Kunst
München, 52. Band.1925
Seite: 218
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FRANZ ANTON BÜSTELLI

HERMES UND BACCHUS

Den künstlerischen Höhepunkt seiner plastischen
Produktion aher erreicht Bustelli in seinen
Komödienfiguren. Personen aus der italienischen
Komödie, die sich in der Regel um die
Liebesabenteuer der schönen „lsabella", der
Tochter des alten „Pantalone", und ihrer Anbeter
„Cynthio" oder „Rodomondo" und des
„Capitano" dreht, geben Motive ab, die gerade
für die lebhafte Gebärdensprache, für die graziösen
Schwingungen und die blitzartigen Bewegungen
des Busteilischen Stiles wie geschaffen
waren.

Es sind 16 Paare, stets ein Mann und eine Frau
als Gegenstücke, viermal der Herr rechts, viermal
die Dame; wie man sieht, also auch ein in
Kleinigkeiten künstlerisch durchdachtes Programm
. Wir keimen ausnahmsweise sogar die
Namen dieser Stücke, wie sie in N}onphenburg
gebräuchlich waren, durch ein gleichzeitiges
Preisverzeichnis überliefert: Capitano und Leda,
Mezzetino und Lalage, Scaramuz und Colom-
bine, Anselmo und Coline; dann Luchide und
Pierrot, Isabella und Octavio, endlich Donna
Martina und Dottore, Julia und Pantalone.
Die umfangreichste Serie Bustellischer Figuren
ist jedoch die Reihe von Typen fremder Völker.

Unter diesen treten die zahlreichen Chinesen
hervor, wobei jedenfalls wieder an eine Gruppierung
aller Einzelstücke zu einer einheitlichen
Darstellung gedacht war. Um ein „chinesisches
Götzenbild", einer hockenden Pagode auf hohem
Postament, scharen sich anbetend Männer und
Frauen, Musikanten und Kinder aus dem Reich
der Mitte. Der „Götzenpfaff" segnet „anbellende
Weibsbilder"; Kinder beten und singen, die
Musikanten begleiten mit „Serpent", Laute und
Glockenspiel.

Auch zur Verzierung von Gefäßen werden
solche Typen verwendet. „Mohr und Mohrin"
sitzen neben großen Zuckerdosen, hockende
Chinesen dienen als Lichthütchen. Außerdem
gibt es noch „Türk und Türkin" beim Kaifeetrinken
und ein chinesisches Paar mit Teetassen.
Ein uraltes Motiv ist es dagegen, das Bustelli
in seiner Reihe „ovidischer Götter" abwandelt,
die auf Kontrastwirkung berechnete Verkleidung
harmlos spielender Kinder mit den Machtsymbolen
der antiken Götter. Nie aber ist gerade
bei diesem Vorwurf die künstlerische Höhe
erreicht worden, die Bustellis Schöpfungen auszeichnet
. Was besonders reizvoll erscheint, ist
das Bestreben, die schon durch die Darstellung

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