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FRANZ ANTON BUSTELLI
APOLLO UND FAUN MIT FLÖTE
als Putten auf ein menschliches Niveau herabgedrückten
Gottheiten noch weiter zu entgöt-
tern durch die Wahl ihrer Attribute und die
Einzelheiten der Schilderung. Alle sind in der
Tat spielende Kinder, die sich die Theaterrequisiten
irgendeiner Schmiere zu Scherz und Spiel
umgehangen. Man sehe den „Bacchus", wie er,
ein munterer Junge, ohne jeden antikischen
Kothurn auf dem Weinfaß balanciert oder den
„Neptun", der ohne irgendein Zeichen seiner
Würde wie ein einfacher Fischerbub daherkommt
. Ein köstlicher Humor umweht, wie ein
befreiendes Lächeln, diese freundlichen Schöpfungen
einer wahrhaft künstlerischen Ära.
Im ganzen besteht die Reihe, wie gleichzeitige
Quellen überliefern, aus 26 „Götterfigurln",
wobei wieder zwei Figuren, je eine männliche
und eine weibliche Gottheit, geschickt als Gegenstücke
zusammenkomponiert sind. Einzelne
seien genannt: „Jupiter" und „Juno", auf Wolken
hingegossen, mit ihren heiligen Tieren, dem
Adler und dem Pfau; „Fortuna", wie ein Sturmwind
über die Weltkugel dahinjagend; „Pan-
dora", in der Rechten die verderbenbringende
Büchse, das Haupt schmerzverzerrt abwendend;
„Charon", den Nachen der Unterwelt steuernd;
„Luna" mit dem Halbmond; „Apollo", auf die
Leier gestützt, hält die Sonnenscheibe empor;
„Mars und Minerva" im Waffenschmuck;
„Faun" mit der Hirtenflöte. Endlich „Cupido"
als Weltbezwinger, die Augen verbunden: lächelnd
steckt er die eingefangene Weltkugel in
sein Netz.
Diesen Allegorien schließen sich einige Büsten
an, die trotz der Beschränkung der figürlichen
Gestaltung auf den Oberkörper alle Reize und
Vorzüge der lebendigen Kunst Bustellis aufweisen
. Häufig sind in allen Ausformungen die
Büsten der vier Jahreszeiten, seltener die beiden
Kinderbüsten oder „Bruststückkindln", wie sie
in den Preisverzeichnissen genannt werden, ebenfalls
Gegenstücke. Das Mädchen wendet den
Kopf, dessen kokette Frisur mit Blumen geschmückt
ist, nach links und zeigt seinem Partner
ein wenig die Zunge. Beim Knaben das
gleiche Motiv im Gegensinn.
Aber nicht nur für das anspruchsvolle gesellschaftliche
Leben seinerZeit, auch für kirchliche
Bedürfnisse hat Bustelli seine kunstgewandte
Hand geliehen. Wir kennen von ihm vor allem
eine große Kreuzigungsgruppe, Christus mit den
beiden Assistenz-Figuren der hl. Maria und des
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